Bei der späteren E 77 handelte es sich um eine der ersten Baureihen von Elektrolokomotiven, die die Reichsbahn gleichzeitig für mehrere Direktionen, d.h. für mehrere ehemalige Länderbahnen beschaffte. Sie wurden entwickelt als leichtere Mehrzweckloks, die vorrangig vor Güterzügen und bei Bedarf auch vor Personenzügen zum Einsatz kommen sollten. Zum Zeitpunkt ihrer Indienststellung erhielten die Maschinen der Rbd München die bayerische Bezeichnung EG 3 und die Maschinen der Rbd Halle bekamen die fortlaufenden preußischen Nummern EG 701 bis EG 725.
Die Lokomotiven bestanden aus zwei Fahrwerken, auf denen sich ein dreiteiliger Aufbau befand. Jedes Fahrwerk bestand aus einer Laufachse mit 1.000 mm großen Rädern und zwei angetriebenen Achsen mit 1.400 mm Raddurchmesser. In jedem dieser beiden Fahrwerke saß je ein Elektromotor mit einer Stundenleistung von 940 kW und einer Dauerleistung von 800 kW. Nach der Reduktion der Drehzahl durch ein Vorgelege gaben die Motoren ihre Leistung über eine Blindwelle und Schrägstange an die beiden Kuppelachsen ab. Die beiden äußeren Teile des Wagenkastens waren fest auf den Fahrwerken angebracht. Neben einem Teil der elektrischen Ausrüstung nahmen sie die Führerstände auf, die anfangs über Übergangstüren an den Stirnseiten verfügten, welche jedoch später entfernt wurden. Der mittlere Teil des Aufbaus lag als Brücke zwischen den Kugelzapfen der Fahrwerke und beinhaltete den Transformator. Faltenbälge und Übergangsbleche stellten sicher, dass man sich ohne die Lok verlassen zu können zwischen den Führerständen bewegen oder an die elektrische Ausrüstung gelangen konnte.
Die 56 zwischen 1924 und 1926 ausgelieferten Exemplare konnten auf Grund einiger technischer Probleme nicht vollständig überzeugen. Die anfangs kaum zufriedenstellenden Laufeigenschaften wurden nachträglich dadurch verbessert, dass die Laufachsen seitlich beweglich mit Federrückstellung eingebaut wurden. Durch diesen Umbau konnte aber nicht vermieden werden, dass die Maschinen in den oberen zehn km/h ihres Geschwindigkeitsbereiches weiterhin unruhig liefen. Ein weiterer Kritikpunkt waren die Übergänge zwischen den drei Teilen des Wagenkastens, die viele bewegliche elektrische Verbindungen enthielten. Letztere waren oftmals der Grund für Probleme und Defekte.
Im Laufe der Zeit gelangten alle Münchener Maschinen in die Reichsbahndirektionen Halle und Hannover. Nach dem Krieg waren drei Maschinen zu stark beschädigt, um sie wieder instand zu setzen. Von den 53 restlichen gingen 42 in die Sowjetunion. Dabei wurden auch einzelne Teile von den restlichen mitgenommen, so dass diese nicht mehr zum Einsatz kommen konnten. 1952 und 1953 kehrten noch 38 Stück in die DDR zurück, von denen nur zehn wieder aufgearbeitet werden konnten. Diese nutzte man bis genügend neue Elektroloks bereit standen, so dass alle bis auf die E 77 10 bis 1968 ausgemustert wurden.