Anfangs sah das Programm der Einheits-Elektroloks außer der sechsachsigen Güterzuglok nur eine vierachsige Universallok mit einer Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h vor. Da sich jedoch bald zeigte, dass diese nicht alle Anforderungen erfüllen könnte, wurde die Entwicklung in die Schnellzuglok E 10 und die Güterzuglok E 40 unterteilt. Bei der Entwicklung ließ man der Industrie freie Hand und gab nur die zu erreichenden Leistungen vor. Das Ergebnis waren vier Vorserienmaschinen, die von unterschiedlichen Herstellern stammten. Nach der Nachlieferung einer fünften Maschine startete 1952 die Erprobung der als E 100 bezeichneten Loks unter Alltagsbedingungen.
Technisch und vom Äußeren war die E 10 fast identisch mit der E 40, jedoch erhielt sie auf Grund der Geschwindigkeit von 150 km/h eine elektrische Widerstandsbremse und kurzzeitig höher belastbare Motoren. Somit war es möglich, bei Bedarf kurzzeitig bis zu 6.000 kW abzurufen. Bei den Testexemplaren hatte sich der Gummiringfederantrieb von SSW als beste Form der Kraftübertragung bewährt, und somit wurde er in die Serienmaschinen eingebaut und später auch in fast alle anderen Einheits-E-Loks. Zur Schaltung der 28 Fahrstufen kam eine Nachlaufsteuerung zum Einsatz, bei den letzten Serien ein Lastschalter mit Thyristor. Die Serienfertigung startete 1956 und umfasste 379 Exemplare der 150 km/h schnellen Ausführung, die auch als E 101-3 bezeichnet werden. Sie waren lange Zeit das Zugpferd der Schnellzüge bei der DB, auch nach der Einführung der 103.
Im Jahr 1962 wurden sechs Maschinen in der laufenden Produktion mit neuen Drehgestellen für 160 km/h ausgerüstet, die vor den Rheingold gespannt werden sollten. Da sie eine 1 vor die Ordnungsnummer gestellt bekamen, wurden sie als E 1012 bekannt. Weitere sechs Exemplare wurden mit einem windschnittigeren Aufbau versehen, der mit dem markanten Knick in den Stirnseiten zum Spitznamen „Bügelfalte” führte. Die ersten sechs Exemplare wurden später wieder auf die ursprünglichen Drehgestelle rückgebaut, da sie noch den alten Wagenkasten hatten. Auch die normale Ausführung erhielt ab der E 10 288 die Bügelfalte. Weitere 20 Exemplare der E 1012 bekamen eine modifizierte Variante der ursprünglichen Drehgestelle, die auch für 160 km/h zugelassen werden konnten.
Ab 1968 wurden die herkömmlichen E 10 als Baureihe 110 geführt und die E 1012 als Baureihe 112. Die 20 letzten E 1012 wurden 1988 in die Baureihe 113 umgezeichnet, da sie abweichende Drehgestelle hatten. 1991 wurden die restlichen 112 zur 113, um die von der DDR-Reichsbahn hinzugekommenen Loks der Baureihe 212 gemäß des gesamtdeutschen Baureihenschemas als 112 einordnen zu können. Nach 2005 wurden einige 110 und 113 an DB AutoZug abgegeben und dadurch zur besseren Unterscheidung die Baureihe 115 gebildet.
Nach langen Jahren unter starker Belastung war es irgendwann notwendig, die Geschwindigkeit auf 140 und teilweise sogar 120 km/h zu reduzieren. Bei der DB AG kamen die Loks zunehmend zu DB Regio und bekamen dort Konkurrenz von der Baureihe 143, die moderner und durchgängig wendezugfähig war. Ab 2001 begann die schrittweise Ausmusterung der ersten Bauserien, jedoch waren die neueren immer noch nicht verzichtbar trotz ihres zunehmenden Alters. Im Jahr 2014 war ein Exemplar mit Baujahr 1957 das ältestes Triebfahrzeug bei der Bahn. In diesem Jahr verschwanden sie fast vollständig aus dem aktiven Streckendienst. Im Jahr 2020 wurden die letzten beiden Loks der Baureihe 115 abgestellt, nachdem sie in der Zeit davor nur noch für Sondereinsätze verwendet worden waren. Insgesamt 20 Exemplare wurden erhalten, von denen einige weiterhin einsatzbereit sind.