Bei der V 75 handelte es sich um aus der Tschechoslowakei importierte Loks, von denen 20 Stück nur für den Rangierdienst rund um den Leipziger Hauptbahnhof beschafft wurden. Der Grund für ihre Beschaffung war, dass man zu Ende der Fünfziger die dreifach gekuppelten Rangierloks der Baureihe 80 ersetzen wollte, aber in der DDR noch nicht in der Lage war, eine Rangierlok in der geforderten Leistungsklasse selber zu produzieren. Deshalb fiel die Wahl auf die bei CKD in Prag gefertigten ЧМЭ2 im Einsatz waren.
Diese Maschinen waren dieselelektrische Loks der Achsfolge Bo'Bo', die nur an einem Ende ein Führerhaus hatten. Die Leistung kam von einem langsamlaufenden Reihensechszylinder, der dementsprechend einen großen Hubraum von 163 Litern aufwies. Die normale Fahrtrichtung war im Stil der Dampfloks mit dem Motorraum voraus, was die Sicht nach vorne stark einschränkte. Da in der anderen Fahrtrichtung nur ein Hilfsführerpult angebracht war, konnte man die bessere Sicht in dieser Richtung nicht ausnutzen. Die technischen Abweichungen zu den Maschinen der CSD waren überschaubar und betrafen vor allem das angepasste Bremssystem.
Die im Volksmund „Hektor” genannten Loks wurden gemäß ihrer Konstruktion meist im Rangierdienst eingesetzt, kamen aber auch im näheren Umkreis von Leipzig im Streckendienst zum Einsatz. Dabei zogen die nur 60 km/h schnellen Maschinen nicht nur Güterzüge, sondern auch Nahverkehrszüge. Mangels einer Zugheizung beschränkte sich der Einsatz vor Personenzügen jedoch auf die warme Jahreszeit. Sie wurden ab 1970 als Baureihe 107 geführt und bereits bis 1984 ausgemustert. Zwei Stück gelangten nun zur Werkbahn des Zementwerks Karsdorf, die später von der mittlerweile privatisierten Bahngesellschaft um vier Stück aus der ehemaligen Tschechoslowakei verstärkt wurden. Heute existiert noch ein Exemplar, welches wieder betriebsfähig ist und das Farbenkleid der Reichsbahn trägt.