Mitte der zwanziger Jahre hatten die Österreichischen Bundesbahnen zwar mit dem „Arlberg-Krokodil” Reihe 1100 starke Elektroloks für den Bergeinsatz und mit der Reihe 1029 Personenzug-Elektroloks für das Flachland, für schwerere Züge auf den Talstrecken in Tirol und Vorarlberg war jedoch keine geeignete Lok vorhanden. Die neue Lok sollte in etwa in der Leistungsklasse der 1100 liegen, aber schneller sein.
Da sowohl der althergebrachte Stangenantrieb, als auch der Tatzlagerantrieb nicht für höhere Geschwindigkeiten geeignet waren, musste ein anderer Antrieb gefunden werden. Siemens-Schuckert in Wien entwickelte deshalb einen neuartigen Vertikalantrieb, der zum ersten Einzelachsantrieb bei Elektroloks in Österreich wurde. Der Antrieb bestand aus senkrechten Wellen, die über je ein kegelförmiges Zahnrad direkt eine Achse antrieben. Damit war es möglich, gleichzeitig Antriebs- und Laufachsen in einem gemeinsamen Drehgestell unterzubringen.
Die Loks hatten an jedem Ende ein Drehgestell, das jeweils außen eine Laufachse und innen eine angetriebene Achse hatte. Mittig unter dem Lokkasten waren noch zwei weitere angetriebene Achsen gelagert. Mit diesem Fahrwerk hatten die Loks zwar eine ausreichende Reibungsmasse und eine gute Kurvengängigkeit, aber die Antriebe erforderten eine ständige Kontrolle der Schmierung und machten somit ein zweites Besatzungsmitglied notwendig.
Somit bewährten sich die Loks zwar im Dienst, jedoch war auch die Leistung nicht ausreichend. Deswegen wurde die Produktion nach nur vier Exemplaren eingestellt und die Reihe 1670 als Ersatz entwickelt. Die Loks der Reihe 1570 kamen nach der Annektion Österreichs durch Deutschland zur Reichsbahn und wurden als E 22 geführt. Sie bekamen 1953 wieder ihre ursprüngliche Nummer und wurden von der ÖBB bis 1978 eingesetzt. Heute ist nur noch die 1570.01 museal erhalten und steht in Strasshof.