Die „Beuth” war die erste Lokomotive, die von Borsig komplett ohne ausländische Vorbilder entwickelt und gebaut wurde und gilt somit als erste komplett deutsche Lokomotive. Sie wurde für die Berlin-Anhaltinische Eisenbahn als Einzelstück gefertigt. Jedoch bildete sie die Grundvariante für 70 weitere, fast baugleiche Loks und gilt somit gleichzeitig auch als erste in Serie gebaute Lok. Zudem wies sie einige konstruktive Merkmale auf, die sich von den Stephenson-Modellen unterschieden und später bei anderen Loks zu finden waren.
Im Gegensatz zum Außenrahmen und innenliegenden Zylindern hatte die „Beuth” einen Rahmen, der innerhalb der Räder lag und außenliegende Zylinder. Durch diese Bauart waren größere Zylinder möglich, die wiederum den Bau stärkerer Loks ermöglichten. Die Feuerbüchse befand sich innerhalb eines Stehkessels, der gleichzeitig der Entnahme von Frischdampf diente. Spätere Loks bekamen einen getrennten Dampfdom.
Nachdem die Lok im Jahr ihrer Fertigstellung auf der Berliner Gewerbeausstellung vorgestellt worden war, kam sie auf der Anhalter Bahn von Berlin nach Köthen zum Einsatz. Ihre Einsatzzeit dauerte bis 1864, danach wurde sie verschrottet. Deshalb entstand 1912 ein Nachbau, der heute im Deutschen Technikmuseum Berlin ausgestellt ist.
Die Folgemodelle von Borsig wurden vorrangig im norddeutschen Raum eingesetzt, da es weiter südlich starke Konkurrenten gab. Diese nahmen sich jedoch auch ein Beispiel an der „Beuth” und setzten ebenfalls einige ihrer technischen Neuerungen in eigenen Konstruktionen ein.
Der Name der Lok ist eine Anspielung auf Christian Peter Wilhelm Beuth, der einst der Leiter der preußischen Gewerbeakademie war. Er hatte daran gezweifelt, dass August Borsig jemals eine erfolgreiche Karriere einschlagen würde. Borsig versuchte ihm das heimzuzahlen, indem er diese wichtige und zukunftsweisende Lok nach ihm benannte.