Gegen Ende der Dreißiger gab es Bedarf nach einer neuen Personenzuglok, woraufhin man die Baureihe 23 mit der Achsformel 1'C1' entwickelte. Sie war vor allem dafür vorgesehen, die Preußische P 8 zu ersetzen. Da man im nun begonnenen Krieg nur noch Bedarf für Güterzugloks sah und der Personenverkehr stark vernachlässigt wurde, entstanden nur zwei Exemplare. Diese dienten jedoch nach dem Krieg als Vorbild für je eine neue Variante in beiden Teilen Deutschlands, von denen jeweils etwas mehr als 100 Stück gebaut werden sollten.
Nachdem man schon zu Anfang des Jahrhunderts in Preußen bei den Gattungen P 8 und G 10 Erfahrungen damit gemacht hat, je eine Personen- und Güterzuglok mit dem selben Kessel zu fertigen, wandte man dieses Prinzip auch hier an. Etwa zur gleichen Zeit entstand mit der Baureihe 50 eine Güterzuglok der Achsfolge 1'E. Somit verwendete man für beide den gleichen Kessel. Bei der Entwicklung der Baureihe 23 verzichtete man auch wie bei der 50 auf einige neue Erkenntnisse, welche in etwa die mögliche Heizflächenbelastung erhöht hätten. Somit blieb jedoch die Anzahl der Gleichteile mit früheren Einheitsloks höher und außerdem konnte die Produktion günstiger durchgeführt werden. Eine Verbesserung im Vergleich zu älteren Maschinen war eine Vorderwand am Tender. Diese erfüllte die gleiche Funktion wie ein geschlossenes Führerhaus und schützte die Besatzung bei Rückwärtsfahrt.
Beide Exemplare gelangten nach dem Zweiten Weltkrieg zur Reichsbahn der DDR. Im Jahr 1961 erhielt die 23 001 einen modernen, geschweißten Kessel mit Verbrennungskammer, wie er auch bei den Rekoloks zum Einsatz kam. Bei der zweiten Maschine fand kein Umbau statt, da diese über Schäden an Rädern und Rahmen verfügte und daher 1967 ausgemustert wurde. Die verbliebene Maschine wurde 1970 zur 35 2001 umgezeichnet, um sie von den neu gebauten Nachkriegsloks unterscheiden zu können.
Wie bereits erwähnt, entstanden nach dem Krieg auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze Weiterentwicklungen der ursprünglichen 23. Die Baureihe 2310 der DR hielt sich fast komplett an die Maße des Vorbildes, profitierte jedoch von modernen technischen Errungenschaften und zeitgemäßen Fertigungsmethoden. Zwischen 1955 und 1959 entstanden beim LKM Babelsberg 113 Exemplare. Die Baureihe 23 der DB orientierte sich im Gegensatz dazu an nicht umgesetzten Plänen der BMAG für den alternativen Entwurf der 23. Von dieser Variante entstanden zwischen 1950 und 1959 105 Stück.