Die Bauart „Crampton” bezeichnet eine Lok, bei der sich die Treibachse hinter der Feuerbüchse befindet und der Kessel von zwei oder drei Laufachsen getragen wird. In unterschiedlichen Ländern wird diese Achsfolge folgendermaßen bezeichnet:
Crampton
UIC: 2A / 3A
Whyte: 4-2-0 / 6-2-0
Schweiz: 1/3 / 1/4
Frankreich: 210 / 310
Türkei: 13 / 14
In den 1840er Jahren war man der Meinung, dass für eine gute Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten unbedingt ein besonders niedriger Schwerpunkt benötigt wird. Dies stand im Widerspruch zu den großen Treibrädern, die zum Erreichen einer hohen Geschwindigkeit nötig waren. Schließlich musste der Kessel oberhalb der Achse angebracht werden, da noch keine einzelnen Radaufhängungen ohne durchgehende Achse möglich waren.
Thomas Russell Crampton hatte 1843 die Idee, eine Treibachse mit großen Rädern hinter der Feuerbüchse anzuordnen. Der Kessel lagerte nur auf den meist zwei Laufachsen. Diese Loks konnten bereits früh Geschwindigkeiten um 100 km/h erreichen und hatten dabei eine ausgezeichnete Laufruhe. Wenige Jahre später konnten bereits mehr als 120 km/h erreicht werden.
Die damaligen Konstrukteure waren überzeugt davon, dass der niedrige Schwerpunkt der Hauptgrund für die guten Laufeigenschaften war. In Wirklichkeit lag dies jedoch an der guten Lastverteilung mit der hinten liegenden Treibachse und den Zylindern, die meist zwischen den Laufachsen lagen. Schließlich war zu dieser Zeit die Bauart Long Boiler verbreitet, die mit ihren großen Überhängen mit zunehmender Geschwindigkeit unruhig wurde.
Obwohl die Crampton in Großbritannien entwickelt worden war, konnte sie sich dort nicht recht durchsetzen. Mehrere Hersteller bauten verschiedene Loks, die vor allem an Bahngesellschaften im südlichen England geliefert wurden. Ab 1851 wurden kaum noch Cramptons in Großbritannien gebaut. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass diese Bauart ein Grund dafür war, dass sich die Breitspur nicht durchsetzen konnte, da man auch auf der Normalspur hohe Geschwindigkeiten erreichen konnte. Mehr Erfolg hatten sie in Frankreich und Süddeutschland, wo jeweils deutlich mehr als 100 Stück in Dienst gestellt wurden. Hier wurde die Crampton bald zum Inbegriff der Schnellzuglok. Auch in den USA wurden einige Loks dieser Bauart eingesetzt, hier setzte sich jedoch schnell die Achsfolge 2'B für ein breites Einsatzspektrum durch.
Das größte Problem der Crampton lag darin, dass die Treibachse kaum belastet war, weil der Kessel zum größten Teil von den Laufachsen getragen wurde. Dies ergab eine geringe Zugkraft, die in der Anfangszeit mit den leichten Zügen noch ausreichend war. Bald waren auch für Schnellzüge zweifach gekuppelte Maschinen notwendig, so dass sich die Achsfolge 1B durchsetzte. Der Bau der Crampton endete somit zu Ende der 1850er Jahre. In Frankreich und Süddeutschland konnte man diese Loks jedoch noch in den folgenden Jahrzehnten vor leichten Schnellzügen oder als Vorspannlok antreffen.