Für die immer schwerer werdenden Züge auf der Lötschbergstrecke benötigte die BLS Mitte der Zwanziger eine neue Lokomotive, die stärker als die Be 5/7 sein sollte. Sie sollte auf der 27 Promille steilen Strecke vorrangig Güterzüge von 510 Tonnen befördern und bei Bedarf auch vor den schwersten Schnellzügen zum Einsatz kommen. Da die Strecke einspurig war und deshalb ein zügiger Betrieb gewährleistet werden musste, wurde die zu erreichende Geschwindigkeit auf 75 km/h festgelegt.
Da bei der geforderten Geschwindigkeit ein Stangenantrieb herausfiel, konnte man nicht auf eine bereits entwickelte Type wie die SBB Ce 6/8 II zurückgreifen. Die Wahl fiel auf den Secheron-Federantrieb mit Doppelmotoren, eine Form des Hohlwellenantriebs. Die Lok stand auf zwei Drehgestellen mit je einer Lauf- und drei Triebachsen, die untereinander gekuppelt waren. In den Führerständen gab es zum ersten Mal in der Geschichte der Schweiz einen Sitz, so dass der Lokführer nicht mehr stehen musste.
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h wurde die Lok in die Zugreihe B eingeordnet, was zur Bezeichnung Be 6/8 führte. In den Jahren 1926 bis 1931 entstanden nur vier Exemplare bei Breda, weitere vier entstanden zwischen 1939 und 1943 bei der SLM. Die zweite Serie war mit einer anderen Getriebeübersetzung für 90 km/h zugelassen und die Loks der ersten Serie wurden bald ebenfalls in gleicher Form umgebaut. Damit einher ging auch eine Einreihung in die Zugreihe A, die zur heute bekannteren Bezeichnung Ae 6/8 führte.
Das Zuggewicht der Güterzüge über den Lötschberg wurde schon in den ersten Jahren mit der Be 6/8 von 510 auf 550 und schließlich 600 Tonnen erhöht. Wie geplant übernahm sie auch Schnellzüge, die für die Be 5/7 zu schwer waren. Sie war die stärkste Lokomotive der Welt, bis die SBB 1931 die Doppellok Ae 8/14 einführte. Ab 1960 konnte schließlich dank Umbauten am Fahrwerk die Geschwindigkeit auf 100 km/h angehoben werden. Erst 1995 wurde die letzte Maschine ausgemustert und heute sind noch drei Stück vorhanden.