Schon mit der Preußischen T 18 hatte man eine Tenderlok für Personenzüge entwickelt, die in beiden Fahrtrichtungen 100 km/h erreichen konnte. Um auch für Hauptstrecken mit Endbahnhöfen eine leistungsfähige Maschine dieser Bauart zu erhalten, entwickelte man die Baureihe 62 im Rahmen des Einheitsprogrammes. Sie bekam ebenfalls die symmetrische Achsfolge 2'C2', war aber mit 20 Tonnen Achslast schwerer und erreichte eine deutlich größere Leistung als die T 18.
Im Jahr 1928 wurden 15 dieser Lokomotiven in typischer Einheitsbauform gefertigt. Sie verfügten über ein Zweizylinder-Heißdampftriebwerk, das eine indizierte Leistung von 1.680 PS erreichte. Um die Fahreigenschaften auf längeren Strecken zu verbessern, erhielt sie Kuppelräder, die einen Durchmesser von 1.750 mm hatten und somit 10 cm größer waren als die ihres Vorbildes.
Da die Reichsbahn 1928 anscheinend über zu wenige Strecken verfügte, auf denen die Baureihe 62 ihre Stärken ausspielen konnte und zudem ihr Stückpreis als zu hoch empfunden wurde, übernahm man in diesem Jahr nur zwei Exemplare. Schließlich wurden 1932 auch die restlichen 13 Stück übernommen. Einsatzgebiete waren zum Beispiel die Werrabahn oder Ballungsräume mit kürzeren Teilstrecken und Kopfbahnhöfen.
Nach dem Kriegsende waren alle Lokomotiven noch vorhanden. Sieben von ihren kamen nun in den Westen und acht in den Osten. Wie bei der Bundesbahn bei seltenen Mustern üblich, wollte man die Baureihe 62 nicht lange im Bestand behalten und musterte sie so schon bis 1956 aus.
Bei der Reichsbahn wurden die Maschinen zum größten Teil im Norden beheimatet. Einige von ihnen erhielten später eine Wendezugsteuerung, um sie zusammen mit den modernen Doppelstockwagen einsetzen zu können. 1970 waren noch drei von ihnen vorhanden, diese wurden auch bis 1972 ausgemustert.