Die letzte Personenzuglok, die noch von der Preußischen Staatsbahn entworfen wurde, sollte schwere Schnell- und Personenzüge auf Mittelgebirgsstrecken ohne Vorspannloks ziehen können. Die Zeichnungen entstanden bereits 1919 und stellten die stärkste Personenzuglok aller Länderbahnen dar. Ihre Indienststellung erfolgte durch die Reichsbahn und sie wurden bald zur Baureihe 39.
Wie schon die G 12, bekam auch die P 10 einen Barrenrahmen und eine Belpaire-Feuerbüchse. Diese hatte hier einen trapezförmigen Grundriss, da sie hinten breiter als der Rahmen war und vorne zwischen den Kuppelrädern lag. Die drei Zylinder hatten jeweils eigene Steuerungen, wodurch sich auf der linken Seite eine doppelte Schwingenstange ergab. Dabei erfolgte der Antrieb auf die zweite Kuppelachse, aber die Steuerung wurde von der dritten betätigt.
Um ausreichende Laufeigenschaften für die Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h zu erreichen, war die erste Kuppelachse 35 mm seitlich verschiebbar und mit der Vorlaufachse zu einem Krauss-Helmholtz-Gestell verbunden. Die zweite Kuppelachse hatte geschwächte Spurkränze, die dritte war um 25 mm verschiebbar und die vierte war fest gelagert. Bei der Nachlaufachse betrug das seitliche Spiel 100 mm.
Die Loks konnten 780 Tonnen schwere D-Züge in der Ebene ziehen oder 825 Tonnen mit 30 km/h bei zehn Promille. Ihr Einsatzgebiet wurde jedoch dadurch eingeschränkt, dass die Achslast entgegen der ursprünglichen Planungen mehr als 19 Tonnen betrug. Somit konnten sie nur auf bestimmten Hauptstrecken eingesetzt werden und viele Loks mussten nach der Auslieferung zunächst abgestellt werden. Außerdem kämpfte die Feuerbüchse oft mit der Luftzufuhr, so dass die Leistung des Kessels nicht vollkommen ausgenutzt werden konnte.
Bei der Bundesbahn wurden die Tender gegen neuere 2'2' T 34 mit einer Kohlekapazität von zehn Tonnen ersetzt. Um die Probleme mit der Luftzufuhr zu lösen, wurde die Saugzuganlage bei 39 119 modifiziert. Dies steigerte die Kesselleistung um 42 Prozent, was eine Dampfproduktion von 18 Tonnen pro Stunde und eine Zughakenleistung von 2.000 PSe ergab. Ob weitere umgebaut wurden ist unklar, eventuell könnte dies 54 Maschinen betroffen haben. Die Ausmusterung erfolgte bis 1967. Bei der Reichsbahn erfolgte eine Rekonstruktion zur Baureihe 22, die einen komplett neuen Kessel erhielt.