Die Einheitsloks der Baureihe 86 waren Tenderloks der Achsfolge 1'D1', die für den schweren Dienst auf Nebenstrecken entwickelt wurden. Sie wurden von 1928 an für einen Zeitraum von 15 Jahren insgesamt 775 mal von allen namhaften Deutschen Lokomotivherstellern gebaut.
Von Anfang an wurden viele Maschinen auf schwierigen Mittelgebirgsstrecken eingesetzt, die keine hohen Achslasten erlaubten. Sie eignete sich vor allem durch die vier gekuppelten Achsen gut für diese Einsätze und deshalb wurden auch einige mit einer Gegendruckbremse versehen. Die Höchstgeschwindigkeit lag anfangs bei 70 km/h, jedoch wurden viele spätere Exemplare mit besseren Bremsen ausgestattet und konnten so für 80 km/h zugelassen werden. Da beide Laufachsen in Krauss-Helmholtz-Gestelle integriert waren, waren die Laufeigenschaften in beiden Fahrtrichtungen gleichermaßen gut.
Im Zweiten Weltkrieg gehörte die Baureihe 86 zu den Loks, die als Übergangs-Kriegslokomotiven gebaut wurden. Um bei der Fertigung möglichst viele Arbeitsstunden und auch Geld sparen zu können, wurde die Fertigung vereinfacht. Neben dem Einsatz der Schweißtechnik wurden Scheibenräder an den Laufachsen verwendet und einige Baugruppen oder Instrumente weggelassen, die die Funktionsfähigkeit der Lok nicht einschränkten. Auf Grund des damit erreichten Gewichtsvorteils konnte das Ausbohren einiger massiver Stahlteile entfallen, was zusätzliche Arbeitszeit sparte.
Nach dem Krieg waren die Maschinen über viele Länder verteilt und zusätzlich musste eine große Zahl der Loks auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone als Reparationsleistung abgegeben werden. Nachdem viele Loks aus verschiedenen Ländern zurück nach Deutschland gekommen sind, wurden sie von beiden deutschen Bahnen weiterhin auf Nebenstrecken mit schwieriger Topografie eingesetzt. Die Bundesbahn musterte ihre letzte 1974 aus, bei der Reichsbahn fanden Einsätze im Streckendienst bis 1976 statt und danach gab es noch vereinzelt bis 1988 eine Nutzung als Heizlok. Im Ausland waren die Österreichischen Bundesbahnen, die Tschechoslowakischen Staatsbahnen und die Polnischen Staatsbahnen Nutzer, die die Baureihe 86 für längere Zeit in größeren Zahlen einsetzten.