Schon bevor die Industrielle Revolution in Deutschland richtig in Fahrt kam gab es Überlegungen, wie der Transport von Gütern aller Art beschleunigt werden könnte. Vor allem die Bergwerke erreichten durch den Einsatz neuer Technologien wie z.B. der Dampfmaschine immer höhere Fördermengen, welche auch bedeutend höhere Transportkapazitäten nötig machten.
Als schließlich 1825 in England die erste Eisenbahn im heutigen Sinne fuhr, gab es in mehreren deutschen Staaten ebenfalls schon Planungen für ähnliche Bahnen, wenn auch diese vorerst mit Pferden als Zugtieren umgesetzt wurden. Schon 1833 veröffentlichte Friedrich List Pläne für ein zusammenhängendes Netz, das die meisten wichtigen Städte in Deutschland verbinden sollte.
1835 fuhr schließlich die erste Bahn mit einer Lokomotive auf deutschem Grund. Eigens dafür wurde die Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft gegründet, welche schließlich eine 6 km lange Strecke zwischen den fränkischen Städten Nürnberg und Fürth baute. Die eingesetzte Lokomotive „Adler“ wurde vom englischen Eisenbahnpionier Stephenson geliefert und teilte sich die Gleise in der Anfangszeit noch mit Pferden. Zusammen mit der Lokomotivtechnik wurde auch das englische Schienensystem mit einer Spurweite von 1.435 mm verwendet, welche heute international als „Normalspur“ bezeichnet wird und in großen Teilen der Welt zum Einsatz kommt.
Dieser Strecke folgten weitere, deren Länge sich anfangs im niedrigen zweistelligen Kilometerbereich hielt und die von privaten Gesellschaften gebaut und betrieben wurden. Personenwagen gab es in der Anfangszeit nur „zum Vergnügen“ und weniger, um von A nach B zu kommen. Da die Öffentlichkeit noch nicht mit dem neumodischen Verkehrsmittel vertraut war, hatten viele Leute Angst vor den hohen Geschwindigkeiten oder fürchteten sich vor der Belastung durch die Rauchschwaden der Loks.
Der Durchbruch gelang der Eisenbahn mit der Strecke von Leipzig nach Dresden, die zwischen 1837 und 1839 gebaut wurde und mit einer Länge von 120 km die erste Fernbahn in Deutschland war. Auf ihr kam auch mit der Saxonia die erste Lok zum Einsatz, die in Deutschland entwickelt und gebaut wurde.
In der Folgezeit entstanden an verschiedenen Orten weitere Fernstrecken, die jedoch meist von einer eigenen Gesellschaft betrieben wurden und oftmals trotz nahe zusammen liegender Endbahnhöfe nicht miteinander verbunden waren. Dies änderte sich aber schon bald, als die schnell wachsenden Netze nach und nach zusammenwuchsen. Erst gab es Verknüpfungen innerhalb der Deutschen Staaten, dann zwischen den Staaten und in den 1850er Jahren entstanden schließlich Verbindungen ins Ausland.
Als die Staaten diese Entwicklung beobachteten, entstand schnell der Wunsch nach einer größeren Einflussnahme auf den weiteren Ausbau. Vor allem erhoffte man sich damit, das Entstehen eines zusammenhängenden Netzes besser koordinieren zu können und einzelne Bahngesellschaften besser vor finanziellen Risiken zu schützen.
Somit gründeten einige Staaten schon sehr früh eigene Staatsbahnen, welche entweder den Bau neuer Strecken von Anfang an selber in die Hand nahmen oder nach und nach Privatbahnen aufkauften. Baden machte in dieser Entwicklung den Anfang und erließ bereits 1838 einige Gesetze, welche in etwa die Finanzierung von Bahnstrecken oder die Abtretung von Landstrichen für Trassen regelten. Andere Staaten wie z.B. Preußen beließen die Eisenbahngesellschaften für lange Zeit in privater Hand, aber griffen zum Teil regulatorisch ein.
Bereits in der 1848 nicht durchgesetzten Verfassung gab es Bestrebungen, die Bahnen des kompletten Deutschen Reiches gemeinsam zu kontrollieren. Diese Idee kam bei der Reichsgründung 1871 erneut auf, jedoch fiel schließlich der Entschluss, die Macht in der Hand der einzelnen Staaten zu belassen. In der Folge entwickelten sich die Länderbahnen, von denen die wichtigsten in jeweils einem eigenen Kapitel vorgestellt werden sollen.
Erst nach dem Ersten Weltkrieg, als die deutschen Königreiche, Herzogtümer und sonstigen Staaten in der Weimarer Republik aufgingen, entstand eine gesamtdeutsche Staatsbahn. Diese Deutsche Reichsbahn vereinte die bisherigen Länderbahnen als eigenständige Direktionen miteinander und führte eine gemeinsame Verwaltung ein. Die Reichsbahn wurde 1924 formell privatisiert und in „Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft” umbenannt. Bald wurde das Programm zum Bau der Einheitsloks gestartet, um die vielen, unterschiedlichen Bauarten der Länder zu reduzieren und unter den Baureihen möglichst viele austauschbare Baugruppen zu erhalten. 1937 wurde das Unternehmen von den Nationalsozialisten wieder verstaatlicht. Somit war es in in Anbetracht der Kriegspläne besser möglich, die Bahn zu orchestrieren und als zentrales Element in der Infrastruktur der Feldzüge zu verwenden. Gleichzeitig wurden die Bahninfrastruktur und die Fahrzeuge in den eroberten Gebieten effizient in die Reichsbahn integriert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg trennten sich die Bahnverwaltungen in den beiden deutschen Staaten. Während man in der DDR den Namen „Reichsbahn” weiterführte, wurde in der BRD die Deutsche Bundesbahn gegründet. Beide entwickelten auch in der Nachkriegszeit weiterhin Dampfloks, was jedoch bei der Bundesbahn nur in kleinem Umfang passierte und als Übergang bis zur Umstellung auf Elektro- und Dieselloks geplant war. Bei der Reichsbahn konnte man stattdessen auf Grund der wirtschaftlichen Lage noch für mehrere Jahrzehnte nicht auf die Dampftraktion verzichten und fertigte nicht nur neue Dampfloks, sondern startete auch ein großangelegtes Rekonstruktionsprogramm mit den vorhandenen Maschinen.