Die G 71 war eine schwere Güterzuglok, die ab 1893 in großen Stückzahlen gebaut wurde und auf Grund ihrer alltagstauglichen und simplen Konstruktion auch außerordentlich lange im Einsatz war. Obwohl bereits ab 1895 mit der G 72 eine Weiterentwicklung mit Verbundtriebwerk in Produktion war, wurde auch die G 71 mit dem einfacheren Triebwerk und einer besseren Eignung für Kurzstrecken in unveränderten Zahlen weitergebaut.
Bei einer niedrigen Höchstgeschwindigkeit von nur 45 km/h bot sie zu ihrer Zeit genug Zugkraft für die meisten schweren Güterzüge und wurde deshalb vor allem in den bergigeren Gebieten des preußischen Territoriums eingesetzt. Bis 1909 wurden von Vulcan insgesamt 1.002 G 71 für Preußen hergestellt und Schwartzkopff stellte drei weitere für die Lübeck-Büchener Eisenbahn her. Als im Ersten Weltkrieg Bedarf nach einer genügsamen und sehr einfach zu wartenden Güterzuglok bestand, wurden sogar noch 200 weitere Exemplare der mittlerweile 20 Jahre alten Konstruktion nachbestellt.
Die Reichsbahn übernahm 1923 noch 680 Stück und zeichnete sie in 55 001 bis 660 um. In den dreißiger Jahren wurden viele schnellere Einheitsloks verfügbar, welche die G 71 nach und nach auf Nebenstrecken und in den Rangierdienst verdrängten. Hier konnte sie aber wiederum mit ihrer niedrigen Achslast und dem genügsamen Verbrauch punkten, was ihr weiterhin ein langes Leben bescherte. Die Bundesbahn musterte die letzten G 71 schließlich 1957 aus und die Reichsbahn sogar erst 1966, als alle G 72 schon längst verschwunden waren. Vor allem für eine Nassdampflok war diese Laufbahn sehr lang, was von ihren Qualitäten zeugt.