Die EP 1, auch EP 3/5 genannt, waren die ersten Elektroloks der Bayerischen Staatsbahn für den heute noch gebräuchlichen Einphasen-Wechselstrom von 15 kV und 16 2/3 Hz. 1912 wurden fünf Exemplare für die ersten Strecken mit diesem Stromsystem gebaut. Die erste dieser Strecken war die 56 km lange Mittenwaldbahn zwischen Garmisch und Scharnitz, auf der bereits vier Monate nach der Eröffnung der elektrische Verkehr aufgenommen wurde. Im folgenden Jahr kam die Außerfernbahn von Garmisch nach Reutte in Tirol dazu, welche 94 km lang ist. Beide Strecken weisen mit einer maximalen Neigung von etwa 38 Promille außerordentlich steile Steigungen auf.
Maffei hatte 1910 in Zusammenarbeit mit SSW die badische A1 hergestellt. Auf Basis von dieser entwickelte man die EP 3/5 mit der Achsfolge 1'C1'. Zum Antrieb kam ein sehr großer Reihenschlussmotor zum Einsatz, der auf dem Lokomotivrahmen stand und 28 Pole hatte. Auf Grund seiner niedrigen Drehzahl konnte er die Treibachsen über eine Schrägstange, Blindwelle und Kuppelstange direkt antreiben. Die Leistung kam über einen Drehtransformator. Eine Besonderheit war die elektrische Zugheizung, da auch spätere Elektroloks noch einen Dampfheizkessel hatten.
Die Loks wurden 1925 von der Reichsbahn übernommen und als E 62 01 bis E 62 05 eingeordnet. Da sie sich mit ihrer geringen Geschwindigkeit gut für die steilen Nebenstrecken eigneten, blieben sie weiter im Einsatz. Nach dem Krieg übernahm die Bundesbahn die drei verbliebenen Exemplare. Die E 62 001 wurde 1955 als letzte ausgemustert und kam später zum Verkehrsmuseum Nürnberg. Seit einem verheerenden Brand im Lokschuppen ist jedoch nur noch ihre Antriebseinheit vorhanden, da der Aufbau aus Holz komplett verbrannte.