Direkt nach der Fertigung der letzten ВЛ19 wurde die Fertigung auf die ВЛ22 umgestellt. Mit einer Achslast von 21 Tonnen bildete sie dabei die Nachfolge der Baureihe СС. Bei den zunächst 37 Serienmaschinen kamen die gleichen Fahrmotoren wie bei der СС zum Einsatz. Diese Loks wurden mit unterschiedlichen Übersetzungsverhältnisen für eine Höchstgeschwindigkeit von 75 oder 100 km/h gebaut. Damit hatte man unterschiedliche Loks für den Einsatz vor Güter- und Personenzügen. Nach den Vorkriegsmaschinen wurde die Produktion ab 1946 mit neuen Fahrmotoren mit je 400 kW wiederaufgenommen. Diese Maschinen wurden als ВЛ22М bezeichnet.
1973 wurde eine ВЛ22М zusätzlich mit der Ausrüstung für den Betrieb unter 6 kV Gleichstrom versehen. Diese wurde auf der testweise mit diesem System elektrifizierten Strecke Gori - Zchinwali erprobt. Später folgten weitere vier dieser als ВЛ22И (WL22I) bezeichneten Exemplare. Sie wurden alle schon 1980 ausgemustert.
Bis 1958 waren insgesamt 1.543 ВЛ22М gebaut worden. Sie kamen zunächst überwiegend im Gebiet der Transkaukasischen Eisenbahn zum Einsatz, wurden später aber auf das komplette mit 3 kV Gleichstrom elektrifizierte Netz verteilt. Ein großer Teil der Loks kam auch nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland, Georgien und der Ukraine zum Einsatz. In den Jahren nach der Jahrtausendwende verschwanden sie in Russland und der Ukraine aus dem Streckendienst und waren nur noch vereinzelt bei Werkbahnen zu finden. Lediglich in Georgien waren sie noch 2015 vor Personenzügen zu sehen.