Noch während das Auswahlverfahren der zu importierenden Elektroloks der Baureihe С lief, entwickelte man eine Elektrolok, die komplett in der Sowjetunion gefertigt werden sollte. Während die importierten Loks mit einer Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h eher für den Einsatz vor Güterzügen vorgesehen waren, waren diese Loks etwas leichter und schneller ausgelegt für den Einsatz vor Personenzügen. Nachdem das erste Exemplar 1932 fertiggestellt worden war, startete die Serienfertigung erst 1934. In Anlehnung an die Dienstmasse von 114 Tonnen nannte man die Loks zunächst ВЛ114. Die Buchstaben ВЛ (WL) waren zu Ehren Wladimir Lenins ausgewählt worden. Bald stellte man auf ein auf der Achslast basierendes System um und nannte sie in ВЛ19 um.
Im grundlegenden Aufbau hatten sie viele Gemeinsamkeiten mit den Loks der Baureihe С und auch das Erscheinungsbild wies große Ähnlichkeiten auf. Von insgesamt 144 Exemplaren wurden 13 Stück so ausgeführt, dass sie auch auf früher elektrifizierten Strecken mit 1.500 V betrieben werden konnten. 1947 wurden zehn Stück modernisiert mit einer um fünf km/h erhöhten Höchstgeschwindigkeit und je 400 kW starken Fahrmotoren, die als ВЛ19М geführt wurden. 1954 erfolgte der Umbau von 53 weiteren Maschinen für den Betrieb unter zwei verschiedenen Spannungen. Die Dienstzeit aller Varianten der ВЛ19 endete zwischen 1969 und 1977.