Die Baureihen ЭР1, ЭР2 und ЭР9 (ER1, ER2 und ER9) bezeichnen Elektrotriebwagen für den Vorortverkehr, von denen über 10.000 Wagen hergestellt wurden und die insgesamt auf eine fast 40-jährige Produktionsdauer kamen. Die Entwicklung erfolgte auf Basis eines Typs von dreiteiligen Triebzügen für 3.000 Volt Gleichstrom, die ab 1949 gebaut wurden. Um die Kapazität entsprechend der Anforderungen zu erhöhen, entstand das Konzept von jeweils zweiteiligen Teilzügen. Diese bestanden aus einem Steuer- und einem Triebwagen oder aus einem Mittel- und einem Triebwagen, so dass bei allen möglichen Kombinationen immer jeder zweite Wagen über einen Stromabnehmer und Antrieb auf allen vier Achsen verfügte. Diese verfügten über die in der Sowjetunion üblichen Mittelpufferkupplungen, so dass sie schnell gekuppelt und getrennt werden konnten. Die Züge wurden überwiegend als Zehnteiler eingesetzt, aber es waren auch vier-, sechs- und achtteilige Kombinationen möglich.
Ab 1957 wurden zunächst die Fahrzeuge des Typs ЭР1 gebaut, deren Einstiege nur für die hohen Bahnsteige bei den gut ausgebauten städtischen Vorortbahnen eigneten. Der Fahrgastraum war als Großraum ausgeführt und hatte sechs Sitze pro Reihe mit einem Mittelgang. Die ЭР2 führte bei zunächst gleicher Optik modernere technische Ausrüstung ein und die Eingangsbereiche waren nun gleichermaßen für hohe und tiefe Bahnsteige geeignet. Von diesem Modell wurden von 1962 bis 1984 etwa 9.200 Wagen in Riga und Twer gebaut und über die gesamte Sowjetunion verteilt. Spätere Exemplare erhielten neu gestaltete Führerstände mit eckiger Verkleidung. Die Fahrschalter der ЭР1 und ЭР2 arbeiten wie bei Gleichstrom-Triebwagen üblich mit Serien-Parallelschaltung und Widerständen. Die ЭР9 war die Variante für 25 kV Wechselstrom, die ansonsten vom Aufbau der ЭР2 glich und per Nockenschaltwerk gesteuert wurde.
Die Produktion dieser Fahrzeuge endete 1995 nach über 4.000 Wagen der Baureihe ЭР9. 2001 und 2003 folgten in Kiew noch jeweils ein zehnteiliger Zug, die aus vorhandenen Baugruppen zusammengesetzt wurden. Im Laufe der Bauzeit wurde vor allem die Inneneinrichtung modernisiert. So wurden etwa die Holzbänke gegen gepolsterte Sitze ersetzt und die Materialien und Beleuchtung im Innenraum auf einen aktuelleren Stand gebracht. Mit einzelnen Fahrzeugen wurden neue Technologien erprobt, zum Beispiel im Bereich der Steuerungselektronik. Es wurden auch Fahrzeuge mit Batterie gebaut, die auch auf nicht elektrifizierten Abschnitten eingesetzt werden konnten. Auch vorhandene Fahrzeuge wurden mit der Zeit modernisiert und teilweise mit komplett neu gestalteten Wagenkästen versehen. Die ältesten Fahrzeuge schieden bei entsprechendem Zustand schon in den Achtzigern aus dem Dienst, einige wurden zu zweiteiligen Dienstfahrzeugen umgerüstet. Um 2010 war der überwiegende Teil schon ausgemustert, einige waren aber zum Beispiel noch in Lettland im Einsatz.