Als letzte und stärkste der standardisierten Dampfloks von British Railways wurde ab 1954 die Güterzuglok der Klasse 9F gebaut. Diese wurde bestellt, als noch eine weitreichende Elektrifizierung des britischen Bahnnetzes für realistisch gehalten wurde und starke Dampfloks für die Übergangszeit benötigt wurden. Nachdem Robert Riddles bereits die Kriegsloks der Achsfolge 1'E für das War Departmet entwickelt hatte, entwickelte er auch die 9F. Diese Achsfolge wurde auf Grund der größeren Reibungsmasse gewählt, nachdem man zunächst eine Lok der Achsfolge 1'D1' entwickeln wollte.
Ein Ziel in der Entwicklung lag darin, eine möglichst große Leistung unter Berücksichtigung des britischen Lichraumprofils und einer relativ geringen Achslast zu realisieren. Die Kurvengängigkeit der fünf gekuppelten Achsen ermöglichte man dadurch, dass man die Räder der mittleren Kuppelachse ohne Spurkranz ausführte und die Räder der zweiten und vierten Achse mit geschwächten Spurkränzen versah. Bald stellte man fest, dass die Loks mit dieser Achsanordnung trotz der nur fünf Fuß großen Kuppelräder und zwei Zylinder sehr gute Laufeigenschaften bei höheren Geschwindigkeiten aufwiesen. Im Lauf der Produktion wurde die Leistung mit einem Doppelschornstein weiter gesteigert. Anpassungen wie ein Franco-Crosti-Kessel und ein mechanischer Stoker waren weniger erfolgreich und wurden nicht in größeren Stückzahlen verwendet.
Wie viele stärkere brititsche Güterzug-Dampfloks, mussten auch die 9F gerade an Wochenenden im starken Ausflugsverkehr zum Ziehen von Schnellzügen herhalten. Es gibt glaubhafte Berichte über Fahrten, bei denen die Loks knapp über 90 mph oder 145 km/h erreichten. Bis März 1960 wurden insgesamt 251 Exemplare gefertigt. Die Nummer 92220 „Evening Star” war die letzte für die British Railways gebaute Dampflok und gleichzeitig die 999. Standard-Dampflok. Dieses Exemplar wurde auch nach dem Dampf-Verbot im Jahr 1968 nicht ausgemustert und ohne Unterbrechung bis in die Achtziger für Sonderfahrten genutzt. Heute ist sie ein statisches Ausstellungsstück, während acht weitere ihrer bis 1968 ausgemusterten Schwestern ebenfalls erhalten wurden und zum Teil heute noch fahren. Eine davon, Nr. 92203 „Black Prince”, zog 1982 mit 2.213 Tonnen den schwersten Zug in Großbritannien, der jemals von einer Dampflok gezogen wurde.