Zur gleichen Zeit, als die SBB mit der Re 4/4I eine moderne Drehgestell-Elektrolok beschafften, bestellte auch die Rhätische Bahn vier ähnliche Maschinen in verkleinerter Ausführung. Wie auch bei der Re 4/4I stammte der mechanische Teil von der SLM und die Elektrik von BBC und Oerlikon. Sie waren die ersten E-Loks der RhB ohne Stangenantrieb und waren mit einer Höchstgeschwindigkeit von anfangs 75 km/h hauptsächlich für Schnellzüge vorgesehen. Da sich die ersten Loks bewährten, wurden 1953 weitere sechs Stück angeschafft. Die maximale Zuglast bei 35 Promille betrug 185 Tonnen und bei 45 Promille noch 135 Tonnen.
Bereits die einige Jahre später erschienene, schwerere Ge 6/6I machte ihr Teile ihres Aufgabengebiets streitig. Spätestens von der ab 1973 gebauten Ge 4/4II wurde die Ge 4/4I aus dem Verkehr mit Schnellzügen verdrängt. Da sie sich jedoch auch für den Einsatz vor Güterzügen eigneten, sollten sie noch lange im Dienst bleiben. Ab 1986 wurden sie modernisiert, wobei sie geräumigere Führerstände mit einer moderneren Kopfform, Einholmstromabnehmer und Mehrfach- und Wendezugsteuerung erhielten. Zwischenzeitlich erfolgte die Zulassung für 80 km/h.
Seit den Neunzigern kamen sie überwiegend vor Güter- und Wendezügen zum Einsatz. Zwischen November 2010 und Mai 2011 wurden sechs der zehn Exemplare verschrottet. 2018 waren jedoch die restlichen vier Stück immer noch im Betrieb, darunter die Nummer 602 nach einem dreieinhalbjährigen Aufenthalt im Verkehrshaus Luzern. Die Nummer 603 soll an den Bahnpark Augsburg übergeben werden und die restlichen kommen zum Teil sogar vor dem Glacier-Express zum Einsatz.