Weil die S 10 von Schwartzkopff mit ihrem Vierzylindertriebwerk nicht überzeugen konnte und vor allem auf Grund ihres hohen Verbrauchs auffiel, entwickelte man bei Vulcan einen fast baugleichen Nachfolger. Der größte Unterschied bei der so entstandenen S 102 war, dass das Triebwerk nur noch über drei Zylinder verfügte. Wegen des Wegfalls des vierten Zylinders wurde der Durchmesser der verbliebenen Zylinder von 430 auf 500 mm vergrößert, während der Hub gleich blieb. Da sich nun innerhalb des Rahmens nur noch ein Zylinder befand, wurde die Wartung ein wenig vereinfacht.
Obwohl das neue Modell stärker war als die ursprüngliche S 10, kam sie trotzdem nicht ganz an die Leistung der Henschel-Maschinen mit Verbundtriebwerk heran. Im Alltag wurden Züge bis 400 Tonnen mit 100 km/h gezogen, während die S 101 der Bauart 1914 450 Tonnen mit der gleichen Geschwindigkeit zog. An Steigungen wurde der Unterschied noch größer. Trotz der Unterlegenheit im Vergleich zum Schwestermodell wurden 124 Exemplare gebaut, welche später bei der Reichsbahn zur Baureihe 172 wurden. Außerdem wurden diese Loks zur Erprobung diverser Neuerungen verwendet, wenn auch nicht sehr erfolgreich.
Drei Stück wurden versuchsweise mit Gleichstromzylindern ausgestattet, wie sie auch bei Schiffen und Lokomobilen zum Einsatz kamen. Da damit jedoch keine nennenswerten Vorteile erreicht werden konnten, wurden die Loks zurückgebaut. An weiteren drei Maschinen wurden zur Reichsbahnzeit höhere Kesseldrücke erprobt. Zwei erhielten Kessel mit einem Mitteldruck von 25 bar, mit denen sie die gleiche Leistung wie die Baureihe 03 erreichten. Da mit der Zeit Schäden an den Kesseln aufgetreten waren, erfolgte später ein Rückbau in den ursprünglichen Zustand. Ein ähnliches Schicksal ereilte die Hochdrucklok H 17 206, welche für einen Kesseldruck von 60 bar ausgelegt war und deren Triebwerk auf Verbundwirkung umgebaut wurde. Eine Serienfertigung dieser Variante wäre erheblich kostspieliger geworden, somit wurde sie 1929 wieder in die originale Ausführung umgebaut und 1936 ausgemustert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren noch 88 Exemplare vorhanden, die alle auf dem Westdeutschen Gebiet standen. Sie wurden schon 1948 ausgemustert und erlebten somit nicht mehr die Gründung der Bundesbahn.