Das Unternehmen Electro-Motive Diesel war über die meiste Zeit seines Bestehens eine Tochter von General Motors und ging zurück auf die 1922 gegründete Electro-Motive Company. Die Electro-Motive Company begann mit dem Bau und der Aufrüstung von Triebwagen mit Benzinmotor und elektrischer Kraftübertragung und bediente sich dabei an Motoren der Winton Engine Company. Da die EMC somit zum Hauptabnehmer der Winton-Motoren wurde, wuchs die gegenseitige Abhängigkeit der beiden Unternehmen. Währenddessen sah General Motors das Potenzial des Dieselmotors und suchte Partner für die Realisierung seiner Ideen im Bereich des Zweitakt-Diesels. Somit kaufte man 1930 gleichzeitig EMC und Winton auf und entwickelte Schienenfahrzeuge mit diesem Motor zur Serienreife.
Der Vorteil der Zweitakt-Diesel war, dass sie bei jeder Kurbelwellenumdrehung einen Verbrennungstakt hatten und somit theoretisch im Vergleich zu Viertaktern pro Umdrehung die doppelte Arbeit verrichteten. Dies führte zu einem geringen Leistungsgewicht, von dem auch die Junkers-Zweitaktdiesel in den Dreißigern als Flugmotoren profitierten. Da Zweitaktdiesel keine Einlassventile benötigten und nur ein Roots-Gebläse zur Spülung der Verbrennungsgase notwendig war, reduzierte sich zudem die Anzahl der Einzelteile, was die Herstellungskosten reduzierte und die Wartung vereinfachte. Das schlechtere Abgasverhalten war dagegen erst gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts relevant.
Den Anfang machten Stromlinien-Triebzüge, von denen der erste der M-10000 „City of Salina” aus dem Jahr 1933 war. In der zweiten Hälfte der Dreißiger folgten zunächst Rangierloks und bald auch Streckenloks mit Winton-Motoren, die alle eine elektrische Kraftübertragung hatten. 1941 wurde das Unternehmen umbenannt in Electro-Motive Division (EMD), wurde damit zu einer hundertprozentigen Tochter von GM und verlor seine bis dahin noch vorhandenen Freiheiten. Bereits 1938 waren die Cleveland Diesel Engine Division für den Bau größerer Zweitakt-Schiffsdiesel und die Detroit Diesel Corporation für den Bau kleinerer Zweitakt-Diesel für Straßenfahrzeuge gegründet worden.
Nach der in nur sechs Exemplaren gebauten Streckenlok TA begann der große Erfolg der EMD-Loks mit den E- und F-Serien ab 1937 und 1939. Bei den Personenzugloks der E-Serie stammte der Name von „Eighteen hundred”, da anfangs zwei Winton-Motoren mit zusammen 1.800 PS zum Einsatz kamen. Die F-Serie war für Güterzüge vorgesehen und hatte ihren Namen von „Fourteen hundred”, da der verbaute Motor anfangs 1.350 PS leistete. Beide Lokfamilien hatten wie schon die TA einen selbsttragenden, windschnittigen Carbody-Aufbau. Die Motoren der Serie 567 lösten den Winton 201A ab und waren wegweisend in ihrer modularen Konstruktion, bei der Motoren mit sechs bis 16 Zylindern und in unterschiedlichen Leistungsstufen mit sehr vielen austauschbaren Teilen angeboten wurden. Gemäß ihres Namens verfügten die Motoren pro Zylinder über einen Hubraum von 567 Kubikzoll (9,29 Liter). Sie bildeten die Basis für die Motoren der Serien 645 und 710, die bis 2014 in fast allen EMD-Loks zum Einsatz kamen und heute immer noch auf Wunsch für Länder gefertigt werden, in denen keine strengen Abgasvorschriften gelten.
Die Ära der Road Switcher begann bei EMD erst 1949, als ALCO die RS-1 bereits seit acht Jahren im Angebot hatte. Mit der vierachsigen GP7, der sechsachsigen SD7 und deren Nachfolgern konnte man es jedoch innerhalb kurzer Zeit an die Weltspitze schaffen. Während andere Hersteller schon in den Vierzigern Motoren mit Abgasturbolader angeboten haben, verzichtete man zunächst auf diese komplexe Technik. Dank der leichten Zweitakter mit Roots-Kompressor konnte man vorerst leistungsmäßig mit der Konkurrenz mithalten und hatte nicht mit dem trägen Ansprechverhalten der damaligen Turbolader zu kämpfen. Erst ab 1958 lenkte man ein und entwickelte den „Mechanically-assisted turbocharger”, der bei niedrigen Drehzahlen oder schnellen Lastwechseln per Kupplung mit der Kurbelwelle verbunden wird und dann wie ein Kompressor wirkt.
In den folgenden Jahrzehnten war EMD mit den Road Switchern mit den Motoren der Serien 567, 645 und 710 Weltmarktführer. Seit General Electric 1956 als direkter Konkurrent aufgetreten war, hatte man den Markt in Nordamerika quasi unter sich aufgeteilt. Erst in den Achtzigern konnte GE die Führung gewinnen, blieb jedoch nur knapp vor EMD. Seit den Neunzigern werden nur noch die sechsachsigen Modelle der SD-Serie angeboten, da die vierachsigen GP-Modelle keinen Absatz mehr fanden. International waren die Loks von EMD vor allem in Ländern der zweiten und dritten Welt ohne eigene Produktion beliebt, jedoch importierten auch Industrieländer EMD-Loks. Auch fremde Eigenkonstruktionen wurden mit Antriebsstrang von EMD gefertigt, wie etwa in neuerer Zeit die 200 km/h schnelle britische Klasse 67 und die Stadler Euro, die in Spanien bei MACOSA bzw. deren Nachfolgeunternehmen Meinfesa, Vossloh España und Stadler gefertigt wurden bzw. werden.
Der erste Versuch einer Abkehr vom Zweitakter geschah gegen Ende der Neunziger mit dem Motor der Serie 265, der 1.010 Kubikzoll pro Zylinder fasste und als V16 bis zu 6.300 PS leistete. Probleme mit der Zuverlässigkeit sorgten dafür, dass der Motor nicht die Gunst der Kunden gewinnen konnte und weiterhin die Serie 710 bestellt wurde. Erst die 2015 in den USA in Kraft getretene Abgasnorm nach EPA Tier 4 beendete die Karriere des 710 schlagartig. Auch in Mitteleuropa konnten etwa zur gleichen Zeit keine neuen Exemplare der bei Privatbahnen so beliebten Class 66 neu zugelassen werden, weil ähnliche Abgasnormen in Kraft traten. Dies führte dazu, dass der Viertakter der Serie 265 auf den neuesten Stand gebracht wurde und heute als Serie 1010 in alle in den USA ausgelieferten EMD-Loks eingebaut wird. Dieser Motor verfügt zur Einhaltung der aktuellen Abgasnorm über eine Registeraufladung mit drei Turboladern und modernste elektronische Einspritzung, während der Zweitakter der Serie 710 weiterhin auf Wunsch für den Export produziert wird.
Bereits 2005 war EMD auf Grund der finanziellen Probleme von GM an Investoren verkauft worden und dabei in Electro-Motive Diesel umbenannt worden. In den folgenden Jahren vergrößerte sich die Belegschaft und schon 2010 wurde EMD erneut verkauft an Progress Rail, eine Tochter von Caterpillar. Passend dazu firmiert das Unternehmen seit 2016 als Progress Rail Locomotive und steht weltweit weiterhin auf Platz zwei hinter den Dieselloks von GE Transportation, die mittlerweile eine Tochter von Wabtec ist.