Bereits einige Jahre nach der Jahrhundertwende hatte man mit der Gattung XII H und ihren Unterarten eine Schnellzuglok der Achsfolge 2'C beschafft. Die höchsten Stückzahlen unter diesen erreichte die XII HV, jedoch war sie mit ihrem Vierzylinder-Verbundtriebwerk zu komplex. Daraufhin entwickelte man die XII H2, die mit einem herkömmlichen Zweizylindertriebwerk ausgerüstet war. Sie wurde auch bekannt unter dem Spitznamen „Sächsischer Rollwagen”.
Der grundlegende Aufbau der XII H2 wies große Ähnlichkeit mit der schwereren Preußischen P 8 auf, jedoch konnte sie auf Grund der moderneren Technik und des höheren Kesseldrucks eine größere indizierte Leistung vorweisen. Da die Maschinen für die bergigeren Strecken des sächsischen Netzes vorgesehen waren, wählte man einen kleineren Durchmesser für die Kuppelräder und nahm somit eine Höchstgeschwindigkeit von nur 90 km/h in Kauf, um stattdessen auf eine höhere Zugkraft zurückgreifen zu können.
Vorerst beschaffte man im Zeitraum von 1917 bis 1922 insgesamt 149 Exemplare. Während des Ersten Weltkriegs gingen zehn Stück verloren und nach dem Krieg mussten 15 Stück an Frankreich abgegeben werden, so dass die Reichsbahn noch 124 Maschinen übernehmen konnte. Sie wurden wie die P 8 in die Baureihe 38 eingeordnet und erhielten die Nummern 38 201 bis 38 324. Da bei der Reichsbahn Bedarf nach weiteren XII H2 bestand, ließ man 1927 noch zehn neue Exemplare nachbauen. Im Jahr 1938 wurde ein großer Teil der Maschinen in das nun ins Deutsche Reich eingegliederte Sudetenland verlegt. Dies war der Grund dafür, dass nach dem Zweiten Weltkrieg etwa die Hälfte des Bestandes auf dem Gebiet der Tschechoslowakei anzutreffen war. Diese 61 Exemplare gehörten nun zur CSD und wurden bis 1959 als Reihe 365.5 eingesetzt. In Deutschland kam der größte Teil der Lokomotiven in die sowjetische Besatzungszone, wo sie bei der Reichsbahn der DDR zuletzt in Brandenburg beheimatet waren und bis 1971 verschwanden.