Die Achsfolge 1B bezeichnet eine Dampflok, bei der es eine Vorlaufachse und zwei Kuppelachsen gibt. Diese Bauart wurde über einen sehr langen Zeitraum gefertigt und kam gleichermaßen bei Güter-, Personen- und Schnellzügen zum Einsatz. In unterschiedlichen Ländern wird diese Achsfolge folgendermaßen bezeichnet:
Porter, Old English
UIC: 1B
Whyte: 2-4-0
Schweiz: 2/3
Frankreich: 120
Türkei: 23
Die Loks dieser Bauart entstanden durch das Hinzufügen einer weiteren, gekuppelten Achse bei der Achsfolge 1A. Sie zeichneten sich durch ein deutlich besseres Traktionsverhalten aus und konnten dank der weiteren Achse auch einen größeren Kessel tragen. Um Kurven zwangsfrei durchfahren zu können, wurde die erste Kuppelachse in der Regel ohne Spurkränze gefertigt. Sie kamen um 1840 zunächst für den Dienst vor Güterzügen mit relativ kleinen Kuppelrädern in Umlauf.
Die weiterhin vorhandene Vorlaufachse sorgte für eine ausreichende Führung beim Einfahren in Kurven mit Streckengeschwindigkeit. Zu Anfang lag die Feuerbüchse der sehr langen und dünnen Kessel oft noch hinter der hinteren Kuppelachse, was auch „überhängende Feuerbüchse” genannt wird und tendenziell zu einem eher unruhigen Lauf führte. Bald wurde fast nur noch die Bauart mit „durchhängender Feuerbüchse” gebaut, bei der sich die Feuerbüchse zwischen den Kuppelrädern befand. Da sich nun keine schweren Massen mehr hinter der letzten Achse befanden, verbesserte dies die Laufeigenschaften bei hohen Geschwindigkeiten.
Mit den Jahren kamen Maschinen auf, die größere Räder hatten und auch vor Personenzügen eingesetzt werden konnten. Vor allem in Großbritannien konnte sich die Variante mit fest im Rahmen gelagerter Vorlaufachse auch bei höheren Geschwindigkeiten bewähren, da die Gleise dort mit großer Sorgfalt verlegt waren. Zudem wurden fast immer Innenzylinder verbaut, die hinter der Vorlaufachse lagen und somit kaum störende Ruckbewegungen auf die Schienen übertrugen. Joseph Beattie brachte ab 1859 bei der LNWR Schnellzugloks wie die Clyde-Klasse in Umlauf, die einen Raddurchmesser von sieben Zoll hatten und bis in die 1870er die schwersten und schnellsten Schnellzüge zogen.
Auch in den 1890er Jahren wurde noch eine große Anzahl von Loks der Achsfolge 1B gebaut, nun aber fast nur noch für Personen- und Schnellzüge. Allem voran ging immer noch Großbritannien, da es dort bei den eher leichten Zügen um hohe Geschwindigkeiten ging. Ganz anders sah dies in den USA aus, wo man auf Grund des meist günstig verlegten Oberbaus schnell zur 2'B bzw. 4-4-0 „American” überging. Deswegen waren die hier beschriebenen Loks nur selten auf normalspurigen Hauptstrecken zu finden, sondern meist nur auf Schmalspurbahnen oder bei Industriebetrieben. Da die meisten dieser Loks von H.K. Porter geliefert worden waren, bürgerte sich im US-Benennungssystem der Name „Porter” für die Achsfolge 2-4-0 ein.
Nur in wenigen Fällen wurde die Vorlaufachse beweglich gelagert, womit die Achsfolge zur Unterscheidung als 1'B bezeichnet wurde. Diese Bauart kam so selten zur Anwendung, da hier ein stabiles Laufverhalten nur gewährleistet werden kann, wenn die Laufachse mit ausreichender Kraft in die Mittellage zurückgestellt wird. Zu den wenigen Beispielen gehören die bayerische B X und die sächsischen IIIb V und VIb V.