Im Güterzugverkehr in Nordamerika wurden seit den Vierzigern die Loks der F-Serie von EMD und vergleichbare von anderen Herstellern erfolgreich eingesetzt. In der Praxis mussten Güterzüge aber oftmals anhalten und einzelne oder mehrere Wagen an- und abkuppeln, wobei sich die Schwächen der herkömmlichen Loks zeigten. Das Führerhaus erlaubte den Blick nach außen nur in eine Richtung, was sich bei ausgedehnten Rangiermanövern als großes Hindernis erwies. Zudem gab es für einen Rangierer keine Möglichkeit, außen auf der Lok mitzufahren. Aus diesen Gründen waren Loks notwendig, die eine Sicht in beide Fahrtrichtungen erlauben, ohne sich herauslehnen zu müssen und die über einen Umlauf verfügen, auf dem sich das Personal bewegen und mitfahren konnte.
Um eine freiere Hand bei der Gestaltung der Aufbauten zu haben, ließ man den Gedanken einer selbsttragenden Karosserie wieder fallen und baute die Loks mit einem tragenden Rahmen. Auf diesem Rahmen konnten alle Baugruppen frei angeordnet und dann mit Hauben verkleidet werden. Diese Bauweise war deutlich einfacher und günstiger herzustellen und der Gewichtsnachteil im Vergleich zur selbsttragenden Konstruktion fiel nicht ins Gewicht, da bei Güterzugloks gerade ein hohes Gewicht gefordert wurde. Bis auf das Führerhaus wurde der komplette Aufbau der Loks etwas schmaler ausgeführt, um eine freie Sicht zu ermöglichen und eine umlaufende Plattform zu erhalten. Die Seitenteile des Aufbaus wurden fast komplett mit Türen verkleidet, um einen Zugang zu allen Baugruppen zu ermöglichen.
ALCO hatte diese Probleme bereits zu Anfang der Vierziger gelöst und damit die Gattung der sogenannten „Road Switcher” erschaffen. Wie der Name schon andeutet, sind diese Loks gleichermaßen für den Streckendienst wie für Rangieraufgaben geeignet. Die erfolgreichste Serie kam mit einigen Jahren Verspätung von EMD und kann sich seit 1949 bis heute als einer der beiden Marktführer behaupten. Diesen Titel teilen sie sich mit General Electric, die erst später den Markt der Road Switcher betraten. Bis heute stellen beide Hersteller im Takt von wenigen Jahren neue Modelle vor, die immer wieder das neueste Modell des Konkurrenten übertreffen sollen. Dies änderte sich auch nicht, seit die beiden Hersteller Teil von Caterpillar alias Progress Rail und Wabtec sind.
Bei den extrem langen und schweren Güterzügen in Nordamerika kommt bis heute das Prinzip zum Einsatz, dass je nach Bedarf eine passende Anzahl von Loks verwendet wird, statt einzelne, sehr starke Loks zu bauen. Die Road Switcher kommen auch im Personenzugdienst zum Einsatz und mit der Zeit ist es zur Praxis geworden, alte Loks dieser Bauart neu aufzubauen und noch mehrere Jahrzehnte weiter einzusetzen. Viele ältere, schwächer motorisierte Varianten sind heute noch im Originalzustand auf Nebenstrecken oder in Rangierbahnhöfen im Einsatz oder werden mit komplett neuer, umweltfreundlicher Antriebstechnik umgerüstet. Der unkomplizierte Aufbau und die einfache Wartung sorgten dafür, dass diese Loks auch im Export sehr beliebt wurden.
Der Aufbau der Loks machte es auch möglich, dass eine breite Palette an Konfigurationsmöglichkeiten angeboten werden konnte. Der Führerpult ist schon so angeordnet, dass er auch bei Rückwärtsfahrt bedient werden kann. Trotzdem kann der Kunde wählen, ob er den Führerpult in die andere Fahrtrichtung anordnen lässt und somit das lange Ende des Lokkastens als „vorne” behandelt oder sogar zwei Führerpulte einbauen lässt. Für den Einsatz mit Personenzügen konnten früher Dampferzeuger bzw. heute elektrische Versorgungsanlagen mitgeliefert werden und unterschiedliche Getriebeübersetzungen gewählt werden, die höhere Geschwindigkeiten im Tausch gegen eine geringere Zugkraft ermöglichen. Gerade Bahngesellschaften, deren Einsatzgebiet in bergigen Gebieten liegt, bestellen sehr oft eine Widerstandsbremse. Durch diese werden die Fahrmotoren als Generatoren verwendet und der damit erzeugte Strom in Hitze umgewandelt, die mit Hilfe zusätzlicher Lüfter abgeleitet wird.