Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Bundesbahn zunächst damit, die im süddeutschen Raum vorhandenen Oberleitungen wiederherzustellen. Dafür genügten zunächst die vorhandenen Vorkriegs-Elektroloks und einige neu gebaute Exemplare von diesen. Da es jedoch umfangreiche Pläne zur Elektrifizierung vieler Strecken in der gesamten BRD gab, musste bald eine große Zahl neuer Elektroloks gebaut werden. In ähnlicher Manier wie bei den Einheits-Dampfloks aus den Zwanzigern und Dreißigern sollten viele vereinheitlichte Baugruppen in unterschiedlichen Loks zum Einsatz kommen, woraus der Begriff „Einheitselektrolokomotiven” entstand. Die Bedienung sollte sitzend erfolgen, was seit der Einführung der Sicherheitsfahrschaltung keine Probleme mit der Aufmerksamkeit des Lokführers mehr mit sich brachte.
Für alle Einsatzzwecke wurden ursprünglich nur zwei Typen von Loks geplant. Der erste Typ war eine vierachsige Lok mit einer Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h, die für alle Arten von Personenzügen und leichte Güterzüge einsetzbar sein sollte und damit einem ähnlichen Einsatzgebiet wie die E 44 zugeordnet werden konnte. Daneben sollte eine sechsachsige Lok für schwere Güterzüge entwickelt werden, die dem Einsatzgebiet der E 94 entsprechen würde. Da es unter Verwendung der Einphasen-Wechselstrommotoren nicht möglich war, eine einzelne Lokomotivtype gleichzeitig auf das Ziehen von Schnellzügen und mittelschweren Güterzügen hin zu optimieren, musste die Palette an Loktypen erweitert werden.
Als Ergebnis entstand die erste Generation der Einheitselektroloks mit der Schnellzuglok E 10, der Güterzuglok E 40, der leichteren E 41 für den Nahverkehr und der sechsachsigen E 50. Die noch schnellere E 01 wurde nicht realisiert, da das Schienennetz nicht für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt war. Die Kraftübertragung erfolgte über den sogenannten Gummiringfederantrieb, der von SSW entwickelt worden war. Dabei handelte es sich im Prinzip um einen Tatzlagermotor, der durch eine Hohlwelle mit Gummielementen zusätzlich abgefedert war.
Von dieser Generation entstanden fast 2.000 Exemplare, von denen auch nach der Jahrtausendwende noch sehr viele im Einsatz standen und die als äußerst robust und zuverlässig gelten. In den Siebzigern wurden mit den Baureihen 111 und 151 die direkten Nachfolger der E 10 und E 50 eingeführt. Mit größeren Abweichungen von den Einheitsloks wurden die schnellfahrende Baureihe 103 und die Mehrsystemlok der Baureihe 181 entwickelt.
Mit fortschreitender Entwicklung der Halbleitertechnik war es in den Siebzigern erstmals möglich, praxistaugliche Möglichkeiten zur Ansteuerung von Drehstrom-Fahrmotoren umzusetzen. Dies war bald nötig, da die bisher bei Bahnfahrzeugen eingesetzten Fahrmotoren bei zunehmender Drehzahl eine stark abfallende Drehmomentkurve aufwiesen. Deshalb musste die Übersetzung zwischen Fahrmotor und Radsatz abhängig vom Einsatzzweck so gewählt werden, dass entweder eine ausreichende Zugkraft oder eine hohe Geschwindigkeit erreicht werden kann. Bei Drehstrom-Asynchronmotoren liegt eine deutlich günstigere Drehmomentkurve vor, mit der eine einzige Lok für ein breiteres Einsatzgebiet geeignet ist. Mit Drehstrommotoren und entsprechender Steuerelektronik kamen zunächst in den Siebzigern einige Industrieloks von Henschel auf, bevor in den Achtzigern die Baureihe 120 als 200 km/h schnelle Universallokomotive eingeführt wurde, die gleichermaßen für Güterzüge geeignet war.
Die Elektroloks der Bundesbahn waren auch in den Neunzigern nach der Gründung der DB AG ein unverzichtbares Standbein. Konkurrenz bekamen sie zunächst in Form der Elektroloks der ehemaligen Reichsbahn, die auch im Westen Deutschlands zum Einsatz kommen sollten. Da die großflächige Elektrifizierung bei der Reichsbahn erst viel später gestartet war, wiesen die Exemplare der in großer Zahl verfügbaren ehemaligen Baureihen 243 und 250 ein geringeres Alter als die Einheitsloks der Bundesbahn auf. Während die 243 viele ältere E 10 und E 41 im Nahverkehr ersetzte, bekamen die E 50 und Baureihe 151 Konkurrenz von der 250. In der zweiten Hälfte der Neunziger kam schließlich die moderne Generation der Drehstromloks auf, die mit zunehmender Anzahl immer mehr Bundesbahn-Elektroloks entbehrlich machte. Gerade die für Güterzüge tauglichen Modelle konnten nach ihrer Karriere bei der DB AG noch an private Unternehmen verkauft werden, die sie trotz ihrers Alters noch täglich einsetzen.