Für die immer schwerer werdenden Personen- und Güterzüge auf dem Gotthard nach dem Zweiten Weltkrieg benötigten die SBB leistungsfähigere Elektrolokomotiven. Zu den Anforderungen, die zur Ae 6/6 führten, gehörten eine Stundenleistung von 6.000 PS, ein Höchstgewicht von 120 Tonnen und eine wirksame dynamische Bremse. Als Grundlage für die Entwicklung verwendeten SLM, BBC und Oerlikon die 1950 an die SNCF gelieferte CC 6051.
Die Ae 6/6 verfügte über zwei dreiachsige Drehgestelle und war im Baukastensystem konzipiert, was Reparaturen erleichterte. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h und einer Anfahrzugkraft von 392 kN war sie für alle Arten von Zügen ausreichend und konnte 600-Tonnen-Züge mit 75 km/h über den Gotthard ziehen. Sie hatte keine Mehrfachsteuerung, was zu dieser Zeit aufgrund ihrer hohen Leistung als unnötig erachtet wurde.
Mit ihrer Lackierung, die Chromlinien und die Wappen der Schweizer Kantone umfasste, erlangten die ersten 25 Lokomotiven internationale Bekanntheit. Die nächsten 95 wurden nach Städten getauft, aber die Gründung des neuen Kantons Jura führte 1979 zur Umbenennung einer weiteren Lokomotive. Bereits 1969 wurde die Nr. 11414 für den Hochgeschwindigkeitsverkehr umgebaut und in Deutschland bei über 200 km/h getestet.
Als am Gotthard die vierachsige Re 4/4 III und die wesentlich leistungsfähigere Re 6/6 eingeführt wurden, schickte man die Ae 6/6 in flachere Regionen. Im neuen Schema wurden sie bald in Ae 610 umbenannt. Aufgrund ihrer Höchstgeschwindigkeit wurden sie seit den neunziger Jahren nur noch im Güterverkehr eingesetzt. Nach ihrer Ausmusterung zwischen 2002 und 2013 wurden 13 Fahrzeuge erhalten, von denen sechs noch in Betrieb sind. Andere waren entweder von SBB Historic oder von privaten Vereinen zur Erhaltung vorgesehen, wurden aber nicht restauriert oder sogar verschrottet.