Die Bayerische S 3/6, später bezeichnet als Baureihe 184-5, war wohl eine der bekanntesten Schnellzug-Dampfloks in Deutschland. Entwickelt von der Münchner Firma Maffei, wurde sie nicht nur ab 1908 von den Königlich Bayerischen Staatsbahnen beschafft, sondern sogar die Deutsche Reichsbahn gab bis 1931 noch neue Bauserien in Auftrag.
Obwohl bereits 1906 mit der Versuchslok S 2/6 über 150 km/h gefahren worden sind, wurde die zu erreichende Geschwindigkeit bei der S 3/6 auf alltagstauglichere 120 km/h heruntergesetzt. Ihr Leistungsprogramm sah vor, dass ein 400 Tonnen schwerer Zug in der Ebene mindestens 115 km/h erreichen soll. Der gleiche Zug sollte bei fünf Promille noch mit 95 km/h und bei zehn Promille mit 65 km/h gezogen werden.
Die Lok basierte auf der badischen IV f und bekam als Kompromiss einen Treibraddurchmesser von 1.870 mm. Damit konnte die S 3/6 lange Strecken ohne übermäßigen Verschleiß am Triebwerk mit einer hohen Reisegeschwindigkeit zurücklegen, ohne für Steigungen zu viel Zugkraft opfern zu müssen. Das Fahrwerk baute, wie schon bei vergangenen bayerischen Schnellzugloks, auf einem Barrenrahmen auf.
Von den insgesamt 159 Loks der Serien a bis o wurden nur 18 Maschinen der Serien d und e mit 2.000 mm Raddurchmesser gebaut, um auf flachen Strecken zwischen den größten Städten Bayerns konstant mit 120 km/h fahren zu können. Dabei handelte es sich vor allem um die Strecken München-Nürnberg und München-Augsburg, auf denen kaum nennenswerte Steigungen lagen. Sie erhielten schon bald den Spitznamen „Hochhaxige”, um sie von den restlichen S 3/6 zu unterscheiden.
Der Antrieb erfolgte durch ein Vierzylinder-Verbundtriebwerk, das eine sehr gute Laufruhe ermöglichte und zu einem Verbrauch führte, der auch den Vergleich mit den späteren zweizylindrigen Einheitsloks nicht zu scheuen brauchte. Trotz des erheblich höheren Wartungsaufwandes durch die innenliegenden Zylinder wurde die S 3/6 auch nach Gründung der Deutschen Reichsbahn in mehreren Serien weiter beschafft. Dies ist unter anderem dadurch zu erklären, dass die neue Standard-Schnellzuglok der Baureihe 01 eine Achslast von 20 Tonnen aufwies und viele Hauptstrecken zu dem Zeitpunkt noch nicht dementsprechend ausgebaut waren. Mit einer Achslast von 18 Tonnen konnten auch die letzten S 3/6 auf fast allen Hauptstrecken eingesetzt werden, bis mit der Baureihe 03 eine leichtere Standard-Schnellzuglok verfügbar war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen alle Maschinen zur Bundesbahn, wo sie umfassend modernisiert wurden. Trotz ihrer weiterhin vergleichsweise sehr guten Leistungen und Wirtschaftlichkeit wurden jedoch alle zwischen 1961 und 1965 ausgemustert, da eine Fehleinschätzung bei der Durchführung der Modernisierungen mittlerweile eine Reduzierung des Kesseldrucks und somit der Leistung notwendig gemacht hatte.