Eine der bedeutendsten Lokomotiven aller Zeiten war die „Rocket“, die 1829 von George und Robert Stephenson für die Rainhill Trials gebaut wurde, die von der Liverpool & Manchester Railway veranstaltet wurden. Bei diesen Vergleichen wollte die L&MR die Konstruktion einer Lokomotive ermitteln, die erfolgreich leichte Personenzüge über längere Strecken befördern konnte. Die neue Lokomotive musste auf den 70 Meilen von Liverpool nach Manchester und zurück eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 mph (16 km/h) erreichen. Das Limit für vierrädrige Lokomotiven wurde auf viereinhalb Tonnen festgelegt, während sechsrädrige Lokomotiven auf sechs Tonnen begrenzt waren.
Da die Stephensons erkannten, dass eine einzige Treibachse für die leichten Züge ausreichen würde, wählten sie erstmals die Achsfolge A1. In diesem Fall befand sich die Treibachse vorne und die Zylinder waren dahinter in einem Winkel von 38 Grad angebracht. Die Hinterräder waren nicht mit den Treibachse verbunden und trugen nur das Gewicht der Feuerbüchse.
Der Kessel wies viele Merkmale auf, die auch bei späteren Dampflokomotiven zu finden waren. Anstelle von einem oder zwei Flammrohren hatte sie 25 Heizrohre, die dem Rauch mehr Oberfläche boten, um das Wasser zu erhitzen. In Verbindung mit dem Blasrohr sorgten diese Rohre für ausreichenden Luftzug. Außerdem hatte die Feuerbüchse einen Wassermantel, um die direkte Strahlungswärme des heißesten Teils des Kessels zu nutzen.
Die „Rocket“ setzte sich im Oktober 1829 mühelos gegen ihre Konkurrenten durch, und so konnten sich die Stephensons den Preis von 500 Pfund mit Henry Booth von der L&MR teilen, der wertvolle Anregungen für den Entwurf geliefert hatte. Sie nahm an der Eröffnung der Bahn am 15. September 1830 teil, als die Stephensons bereits die noch fortschrittlichere „Northumbrian“ gebaut hatten. Das Ereignis wurde von einem Unfall überschattet, bei dem „Rocket“ William Huskisson, den Abgeordneten für Liverpool, anfuhr und tötete.
Im Jahr 1831, als bereits einige ähnliche Lokomotiven gebaut worden waren, wurden die Zylinder der „Rocket“ waagerechter eingebaut, um sie an die „Northumbrian“ anzugleichen. Sie war bis 1834 bei der L&MR im Einsatz und wurde dann von Thomas Cochrane erfolglos zur Erprobung von Dampfturbinen verwendet. Nach dem Rückbau auf herkömmliche Zylinder wurde sie 1836 an die Brampton Railway verkauft und dort bis 1840 eingesetzt.
Nach einer Zeit der Einlagerung wurde sie 1862 an das Patent Office Museum (Science Museum) in London gespendet, wo sie bis 2018 stand. Nach einiger Zeit im NRM in York kam sie 2023 nach Shildon. Im Laufe der Jahre wurden mehrere funktionsfähige und stationäre Repliken gebaut. Der populärste Nachbau wurde zum 150-jährigen Jubiläum im Jahr 1979 gebaut. Die Originallokomotive ist heute mit ihren fast waagerechten Zylindern zu sehen, während sie bei diesem Nachbau noch um 38 Grad geneigt sind.