Die ML 2/2 war eine Lokalbahn-Tenderlok, die zwischen 1906 und 1908 von Maffei als Gegenentwurf zur bekannteren PtL 2/2 von Krauss gebaut wurde. Obwohl es sich nur um eine sehr kleine und leichte Lok handelte, wurde sie mit einem sehr komplizierten und schwer zu wartenden Triebwerk ausgestattet. Das „M” in der Bezeichnung geht auf den Begriff „Motorlokomotive” zurück und dient als Hinweis auf das Triebwerk mit Gegenkolben. Dabei befand sich zwischen den in großem Abstand angeordneten Achsen auf jeder Seite ein Zylinder, dessen gegenläufige Kolben mit kurzen Treibstangen auf beide Radsätze wirkten. Im Inneren des Rahmens befanden sich die Kuppelstangen, die die Achsen miteinander verbanden.
Mit der besonderen Anordnung hatte man sich einen vollkommenen Lastausgleich versprochen. Die maximale Anhängelast mit 50 km/h in der Ebene betrug 65 Tonnen. Die gleiche Last konnte auf einer Steigung von 25 Promille noch mit etwa zehn bis zwölf km/h gezogen werden.
Ansonsten wurde die ML 2/2 genau so alltagstauglich konstruiert wie andere bayerische Lokalbahnloks. Um auf einen Heizer verzichten zu können, war eine Schüttvorrichtung zur halbautomatischen Beschickung des Rostes vorhanden. Personenwagen konnten von beiden Seiten der Lok aus betreten werden. Bei einem gezogenen Zug bestand der Übergang aus einer Tür am hinteren Ende des Führerhauses. Wenn der Zug jedoch geschoben wurde, konnte man den Übergang über einen Umlauf an den Seiten des Kessels erreichen. Dafür wurden die Wasserkästen schmal und länglich ausgeführt, um problemlos an ihnen vorbeilaufen zu können.
Für die Bayerische Staatsbahnen wurden 24 Exemplare gebaut, von denen 1922 drei Stück an die Schamottefabriken in Marktredwitz verkauft wurden. Die restlichen wurden schon 1924 ausgemustert, da die Wartung der innenliegenden Teile des Triebwerks zu aufwendig war. Die bereits vorgesehene Umzeichnung auf die Reichsbahn-Nummern 98 361 bis 98 384 blieb somit aus. Für den Vorortverkehr in Budapest ließ die ungarische MÁV 1907 zwei ML 2/2 in Lizenz bauen. Im Gegensatz zu den bayerischen Maschinen hatten sie eine zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h, da man sich von dem komplizierten Triebwerk eine bessere Laufruhe versprach.