Für den kostengünstigen Einsatz von Personenzügen auf Strecken mit niedrigem Passagieraufkommen entwickelte die Königlich Bayerische Staatsbahn eine Lok, die in beiden Fahrtrichtungen eine ausreichende Geschwindigkeit erreichte und sich von einem Mann einsetzen ließ. Die Lösung war eine Tenderlok der Achsfolge 1'B1', die über eine Schüttvorrichtung zum Bestücken der Feuerbüchse mit Kohle verfügte.
Dank Heißdampftechnik erreichte sie eine angemessene Leistung und der Kuppelraddurchmesser von 1.546 mm gewährleistete einen guten Kompromiss aus Zugkraft und Geschwindigkeit. Es gab einen Übergang vom Führerhaus zum Zug und auch die vordere Übergangsplattform konnte über einen Umlauf mit Geländer erreicht werden. Die Wasserkästen waren dazu schmaler als die Lok ausgelegt, um den Weg nicht zu versperren.
Eine Besonderheit des Fahrwerks war, dass die erste Kuppelachse gemeinsam mit der Vorlaufachse in einem Krauss-Helmholtz-Lenkgestell lag, obwohl es nur zwei Kuppelachsen gab. Somit ergab sich ein fester Radstand von null bei gleichzeitig sehr guter Kurvenführung. die Höchstgeschwindigkeit wurde anfangs auf 75 km/h festgelegt und später auf 80 km/h erhöht. Berichten zufolge, wurde jedoch regelmäßig in beiden Fahrtrichtungen mit bis zu 90 km/h gefahren.
Es entstanden zwölf Exemplare, die sich untereinander zum Teil in mehreren Aspekten unterschieden. Die Reichsbahn übernahm alle von diesen und reihte sie als Baureihe 712 ein. Einige Exemplare überlebten den Zweiten Weltkrieg und wurden bis 1948 eingesetzt.