Die Baureihe 611 wurde entwickelt, um die Erfahrungen in die Großserie umzusetzen, die mit der Baureihe 610 gemacht worden sind. Diese wurde noch zu Zeiten der Bundesbahn entwickelt und hatte ein hydraulisches System für die Neigetechnik, welches in Lizenz von Fiat gebaut worden war. Das neue System griff zum Teil auf Errungenschaften aus der Militärtechnik zurück und misst alle relevanten Daten auf elektronischem Wege. Aus verschiedenen Faktoren wie etwa der Geschwindigkeit, des Kurvenradius und der schon von der Strecke gegebenen Überhöhung der Kurve wird in jedem Moment der richtige Neigungswinkel berechnet. Die berechneten Werte können somit an die Stellmotoren übergeben werden, die den Wagenkasten dann um den entsprechenden Winkel neigen.
Obwohl das elektronische System in der Theorie ausfallsicherer ist und weniger Einbauraum benötigt, traten schon wenige Monate nach Beginn des Betriebs Probleme auf. Auch nach mehreren Jahren im Einsatz und auch noch nach der Einführung des Nachfolgers der Baureihe 612 gab es weitere sicherheitsrelevante Probleme, die Zeitweise die Flotte stilllegten oder nur noch Fahrten ohne Neigetechnik und mit maximal 120 km/h erlaubten. Die Gründe dafür lagen zum Teil an den Drehgestellen, die im Hinblick auf Gewichtsersparnis optimiert worden waren. Nun waren sie zum Teil nicht mehr im Stande, den höheren Belastungen des bogenschnellen Fahrens auf Dauer standzuhalten. Somit wurden die Bestellungen der Baureihe 611 auf 50 reduziert und bei der Entwicklung der Baureihe 612 darauf geachtet, dass nicht die gleichen Fehler gemacht werden. Das letzte Exemplar war bis Sommer 2019 im Einsatz.