Für schnelle regionale Verbindungen auf kurvenreichen Strecken plante die DB in den Neunzigern einen Verkehr mit Dieseltriebzügen mit Neigetechnik. Die dafür ab 1995 bei Adtranz angeschafften 50 Garnituren der Baureihe 611 wiesen so viele Probleme auf, dass keine weiteren beschafft wurden. Somit entschied man sich dafür, die Baureihe 612 von Grund auf neu zu entwickeln.
Die Gemeinsamkeiten zwischen den Baureihen 611 und 612 lagen zum einen darin, dass beide aus zwei Wagen mit jeweils einem Motor bestanden und jeweils beide Achsen des inneren Wagens hydraulisch angetrieben waren. Auch die Neigetechnik ist hier elektrisch und erlaubt eine Neigung der Wagenkästen um acht Grad. Zum Kuppeln mehrerer Züge wurden wieder Scharfenbergkupplungen verbaut. Die Unterschiede umfassten neben dem neuen Design und den Motoren von Cummins auch Magnetschienenbremsen, die den Einsatz auf Steilstrecken erlauben.
Die DB erhielt insgesamt 192 Garnituren, die auf vielen Strecken lokbespannte Züge ablösten. Zusätzliche motorisierte Mittelwagen, die vom Hersteller angeboten worden waren, wurden von der DB nicht bestellt. Gleichzeitig mussten die Strecken für den Betrieb mit Neigetechnik ertüchtigt werden, um den höheren Zentrifugalkräften in Kurven standhalten zu können. Dies ging oft nicht so schnell voran wie geplant und zudem gab es oft Verzögerungen beim Ausbau der Signalisierung.
Obwohl man die Probleme der Baureihe 611 nicht wiederholen wollte, traten gerade in Verbindung mit der Neigetechnik wiederholt Probleme auf. Bereits 2004 registrierte man Risse in den Radsatzwellen, was zu drastischen Reduzierung der Inspektionsintervalle und letztlich zur zweitweisen Außerbetriebnahme der Neigetechnik führte. Auch 2009 und 2015 traten erneute Probleme auf, was schließlich dazu führte, dass die DB Klage gegen den mittlerweile als Bombardier firmierenden Hersteller einreichte. Auch die nachträglich eingebaute Türautomatik entwickelte in vielen Fällen Defekte und führte 2003 dazu, dass eine eingeklemmte Frau mitgeschleift wurde.
Bei einigen Zügen wurde das Abteil der ersten Klasse später verkleinert oder entfernt. Andere mussten für ICE-TD einspringen und erhielten dafür das IC-Farbschema und eine angepasste Innenausstattung. Diese Veränderungen waren der Grund dafür, dass diese in die Baureihe 6124 umgezeichnet wurden. Eine Garnitur wird als Messzug für Neigetechnikstrecken verwendet und als Baureihe 6129 geführt. Acht weitere, die die DB nicht mehr abnehmen wollte, wurden nach Kroatien verkauft.