Der zweiteilige Schnelltriebwagen mit der Betriebsnummer 877 gilt als der Prototyp der „Fliegenden Züge” der Reihe SVT 137. Der 1930 fertiggestellte Schienenzeppelin von Kruckenberg hatte zwar in der Weltöffentlichkeit großes Aufsehen erregt, war jedoch mit seinem Propeller und der geringen Kapazität keinesfalls alltagstauglich. Somit entstand der SVT 877 wie gehabt mit Antrieb über die Räder, wobei SVT für „Schneller Verbrennungsmotor-Triebwagen” stand. Er wurde auch als „Fliegender Hamburger” bekannt und diente direkt als Vorlage für die Serienmodelle des SVT 137 Bauart Hamburg.
Das Fahrzeug bestand aus zwei fest zusammengekuppelten Teilen, die an ihrem jeweils vorderen Ende über ein nicht angetriebenes Drehgestell verfügten und in der Mitte auf einem gemeinsamen, angetriebenen Jakobs-Drehgestell ruhten. Er war das erste stromlinienförmig verkleidete Schienenfahrzeug der Welt und zudem das erste, dessen Wagenkästen im Windkanal entwickelt wurden. Er kann am an den Stirnseiten heruntergezogenen Dach von den späteren Serien-Triebwagen unterschieden werden.
Für den Vortrieb wurde gemeinsam von Maybach und den Siemens-Schuckert-Werken ein dieselelektrisches Antriebsaggregat entwickelt. Dieses bestand aus je einem 302 kW starken Dieselmotor des Typs Maybach GO 5 pro Fahrzeughälfte, welche je eine Achse des mittleren Drehgestells mit einem Tatzlager-Fahrmotor antrieben. Neben den zu schwach dimensionierten Kurbelgehäuse bereitete die Aufhängung der Motoren Probleme, da diese innerhalb des Triebdrehgestells gelagert waren und somit ungenügend gedämpft wurden. Bei den späteren Fahrzeugen begegnete man diesen Unzulänglichkeiten durch überarbeitete Motoren und die Lagerung dieser innerhalb der Wagenkästen.
Bei Testfahrten konnte eine Geschwindigkeit von bis zu 175 km/h erreicht werden, die Zulassung erfolgte für 160 km/h. Um das Fahrzeug bei diesen Geschwindigkeiten auch schnell genug abbremsen zu können, baute man eine neuartige Magnetschienenbremse ein. Außerdem arbeitete die Druckluftbremse nicht auf Bremsklötze an den Laufflächen der Räder, sondern war mit Trommelbremsen ausgeführt. Als Bremsweg von Höchstgeschwindigkeit bis zum Stand wurden 800 Meter angegeben. Am 19. Dezember 1932 stellte der „Fliegende Holländer” auf der 286 km langen Strecke zwischen dem Lehrter Bahnhof in Berlin und dem Hamburger Hauptbahnhof einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit 142 Minuten auf. Im Planeinsatz wurde diese Strecke sogar in vier Minuten weniger überwunden. Der reguläre Betrieb endete vorerst im August 1939.
Nach dem Krieg wurde das Fahrzeug vier Jahre lang in Frankreich eingesetzt und 1949 an die Bundesbahn zurückgegeben. Dort wurde es modernisiert und mit Scharfenbergkupplungen ausgerüstet. Von nun an konnte das nun als VT 04 000 bezeichnete Fahrzeug zusammen mit seinen Nachfolgern eingesetzt werden, die ebenfalls die Bezeichnung VT 04 bekommen hatten. Die Ausmusterung erfolgte im Jahr 1957 und heute ist nur noch die Hälfte einer der beiden Wagenkästen im DB Museum Nürnberg vorhanden.