Obwohl die Gattungsbezeichnung auf eine reine Personenzuglok schließen lässt, wurde die P 6 als Universallokomotive entwickelt. Sie war eine der typischen Konstruktionen von Robert Garbe und spielte eine Rolle in der flächendeckenden Verbreitung der Heißdampftechnik in Preußen.
Das erste Exemplar wurde 1902 bei Hohenzollern in Düsseldorf fertiggestellt und hatte einen Kuppelraddurchmesser von nur 1.500 mm, um bedarfsweise auch Güterzüge ziehen zu können. Zudem kam in der Anfangszeit noch ein Rauchkammerüberhitzer zum Einsatz. Bei der Serienausführung wurde der Durchmesser der Kuppelräder um 100 mm vergrößert, zudem wurde später der Rauchröhrenüberhitzer nach Bauart Schmidt verwendet, da sich dieser mittlerweile durchgesetzt hatte. Die Zulassung erfolgte für 90 km/h, was angesichts des Raddurchmessers relativ hoch war.
Neben den 30 Maschinen von Hohenzollern entstanden 111 bei Schwartzkopff, 90 bei Hanomag, 37 bei Henschel, vier in Karlsruhe und drei bei Linke-Hofmann, also insgesamt 275 Stück. Sechs weitere wurden für die Lübeck-Büchener Eisenbahn gefertigt, diese hatten leicht abgeänderte Abmessungen. Die Produktion wurde 1910 eingestellt, da der geringe Durchmesser der Räder und ein nicht ganz vollkommener Masseausgleich zu ungünstigen Laufeigenschaften geführt hatte. Diese waren so ausgeprägt, dass die Höchstgeschwindigkeit im Betrieb fast nie gefahren werden konnte, da man bei dieser einen sehr unruhigen Lauf hatte. Stattdessen wurde die etwas stärkere P 8 in sehr großen Zahlen gefertigt, die in der Folge zu so einer Universallok wurde, wie sie die P 6 ursprünglich sein sollte.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste mit 110 Maschinen ein erheblicher Anteil der vorhandenen Maschinen ins Ausland abgegeben werden, die restlichen wurden später als Baureihe 370-1 von der Reichsbahn genutzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Loks in beiden Teilen Deutschlands vorhanden, aber auf Grund der Verfügbarkeit neuerer und leistungsfähigerer Maschinen mit besserer Laufruhe wurden alle bis 1950 abgestellt und verschrottet.