Aus den Prototypen der fortschrittlichen Baureihe 23 von 1941 entwickelten beide deutschen Bahnen nach dem Krieg eine Neubau-Dampflok, um ihre durch den Krieg dezimierten Fuhrparks zu ergänzen und auf lange Sicht die preußische P 8 ersetzen zu können. Während die Variante der Reichsbahn erst als Baureihe 2310 und später Baureihe 035 bezeichnet wurde, erhielt die Bundesbahn-Variante nur die Bezeichnung 23.
Wie auch bei ihrem Gegenstück aus dem Osten kamen moderne Technologien zum Einsatz, so etwa ein Kessel mit Verbrennungskammer und vor allem wurde in großem Umfang die Schweißtechnik eingesetzt. Ebenso wurde dem Fahrwerk viel Aufmerksamkeit zuteil. Die so entstandene Lok zeigte im Vergleich zur P 8 eine bedeutend gesteigerte Leistung und bewährte sich sofort im Einsatz. Sie gehörte zu den wenigen Schlepptenderloks, die rückwärts auch mit Höchstgeschwindigkeit fahren konnten, auch wenn diese aus Sicherheitsgründen auf 85 km/h begrenzt wurde und nur vorwärts die vollen 110 km/h zulässig waren.
Darüber hinaus wurde bei dieser Baureihe sehr viel Wert auf die Arbeitsbedingungen der Besatzung gelegt und somit entstand eine der wenigen deutschen Dampfloks mit komplett geschlossenem Führerhaus. Bisher waren die Führerhäuser hinten und zum Teil an den Seiten offen, aber in der Baureihe 23 gab es einen heizbaren Boden, einen Spind für Kleidung und sogar eine Möglichkeit, Essen zu erwärmen. Außerdem erhielten 16 der insgesamt 105 Exemplare eine Wendezugsteuerung für den effizienteren Einsatz im Personenverkehr mit den damals noch neuartigen Steuerwagen.
Trotz all dieser Vorzüge rückte das Ende des Dampfzeitalters langsam heran, und somit überlebte die Baureihe 23 die zu ersetzende P 8 auch nicht um sehr viele Jahre. So ergab es sich, dass die letzte P 8 bei der Bundesbahn 1974 aus Altersgründen ausgemustert wurde, aber die letzte 23 auch schon 1975 auf Grund der Umstellung auf die neuen Traktionsarten abgestellt wurde.