Die „Black Five” war der bekannteste Entwurf von Stanier und auch eine der bekanntesten britischen Dampfloks überhaupt. Sie war entstanden, weil Stanier der Meinung war, dass die in der Leistungsklasse 5 im gemischten Dienst eingesetzten Moguls der Achsfolge 1'C bald nicht mehr ausreichend sein würden. Er kannte aus seiner Zeit bei der GWR die Klasse 4900 „Hall”, die mit der Achsfolge 2'C und einem Kuppelraddurchmesser von sechs Fuß für alle Züge vom Güter- bis zum Schnellzug geeignet war. Da die Hall für die umgespurten, ehemals breitspurigen Strecken der GWR entwickelt worden war und damit nicht in das Lichtraumprofil der Strecken im Norden gepasst hat, entwarf Stanier eine etwas schmalere und leichtere Lok. Da diese im Gegensatz zum bisher verwendeten Weinrot der LMS in Schwarz lackiert waren und eben der Leistungsklasse 5 angehörten, waren sie bald bekannt als „Black Five”. Sie gewannen schnell das Image von Loks, die so gut wie überall eingesetzt werden und beinahe alle Aufgaben übernehmen konnten. Man fand sie sowohl vor Güterzügen, als auch vor bis zu 130 km/h schnellen schweren Schnellzügen.
Von den Moguls übernahm Stanier den sich verjüngenden Kessel mit Belpaire-Stehkessel und von den Halls übernahm er den Raddurchmesser von sechs Fuß oder 1.829 mm. Die ersten 70 Loks kamen zum Teil aus den LMS-Werkstätten in Crewe und zum Teil von der Vulcan Foundry. Nach 57 gebauten Exemplaren verwendete man einen neuen Kessel, der im Gegensatz zum ursprünglichen über einen Dampfdom verfügte und in dem der Dampf einem höheren Grad an Überhitzung unterzogen wurde. Bald wurde die Oberkante des Stehkessels nach hinten abfallend ausgeführt, um die Flammwege im Kessel zu verlängern.
Im Jahr 1936 erhielt Armstrong Whitworth eine Bestellung über 227 Black Five, was zu diesem Zeitpunkt die größte Bestellung war, die eine Britische Bahnverwaltung jemals an eine externe Fabrik vergeben hatte. Im selben Zeitraum wurden in Crewe 20 weitere mit einer nochmals stärkeren Überhitzung gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden erneut neue Serien in Auftrag gegeben, beginnend 1943 in den Werken in Derby. Ab 1947 kamen Wälzlager für die Achsen zum Einsatz, gleichzeitig wurde der Radstand leicht verlängert und einige Details am Kessel verbessert. George Ivatt als neuer Chefingenieur verbesserte die Loks 1948 weiter mit besseren Lagern und einer anderen Ausführung der Ventile. Einige Loks erhielten eine Feuerbüchse aus Stahl statt Kupfer und doppelte Schornsteine und Blasrohre.
Auch die British Railways führten die Fertigung bis 1951 fort, so dass insgesamt 842 Exemplare entstanden. Aus diesen wurde sogar noch die Standard-Klasse 5 entwickelt. Auch die Black Five blieb bis in die letzten Tage der Dampftraktion in Großbritannien in großer Zahl im Einsatz. Nachdem 1961 nur eine Maschine ausgemustert worden war, stiegen die Zahlen der Ausmusterungen zunächst nur langsam. Sie erreichten 1967 die Spitze mit 305 Stück und 1968 verschwanden die letzten 151 Stück. Heute sind 18 Maschinen erhalten, von denen zwölf direkt von den British Railways angekauft und sechs vom Schrottplatz gerettet wurden. Anfang 2022 waren noch sieben Maschinen in betriebsbereitem Zustand, von welchen fünf eine unbeschränkte Zulassung für die britischen Hauptstrecken hatten und nicht auf einzelne Museumsbahnen eingeschränkt waren.