Kurz vor dem Ersten Weltkrieg suchte die Great Eastern nach einem Ersatz für die vorhandenen 2'B-Loks, die vor allem zur Ferienzeit die schweren Schnellzüge über die Great Eastern Main Line an die Nordsee ziehen sollten. Auf Grund der geringen erlaubten Achslast konnte man keine stärkere 2'B-Lok bauen, womit die Wahl auf einen Ten-wheeler fiel. Da auch der Platz auf den vorhandenen Drehscheiben begrenzt war, entwickelte Steven Dewar Holden die Lok mit einem besonders kurzen Achsstand. Sie hatte eine Belpaire-Feuerbüchse und war die erste Lok der Great Eastern mit Kolbenschiebern.
Ein erstes Produktionslos mit 39 Maschinen wurde zwischen 1911 und 1915 in den eigenen Werkstätten der Great Eastern in Stratford gebaut. Zwei weitere wurden auf Grund des Kriegs erst 1917 fertiggestellt. 1920 entstanden zehn weitere in Stratford und zwischen 1920 und 1921 20 Stück bei Beardmore. Nach der Gruppierung gab die LNER 1928 bei Beyer, Peacock noch eine weitere Bestellung über zehn Exemplare von der nun als Klasse B12 bezeichneten Klasse auf. Dies ist damit zu erklären, dass sich die Entwicklung der Klasse B17 „Sandringham” verzögerte, sowie die Entwicklung einer neuen 2-6-4T eingestellt worden war und man zeitnah Verstärkung benötigte.
Später erfolgte an einigen Maschinen die Erprobung des ACFI-Speisewasservorwärmers, die jedoch später wieder ausgebaut wurden. Ursprünglich besaßen die Loks die Westinghouse-Druckluftbremse, die bei der GER verwendet wurde. Die zehn neuesten Maschinen waren bereits ab Werk mit Vakuum-Ejektoren ausgerüstet und weitere wurden nachgerüstet. Außerdem hatten die letzten zehn eine Lentz-Ventilsteuerung bekommen, die auch bei sechs weiteren nachgerüstet wurde. Diese wurden von der LNER als B12/2 bezeichnet, jedoch erfolgte später bei allen wieder der Tausch der Lentz-Ventile gegen die ursprünglichen Kolbenschieber.
Als auf dem Netz der ehemaligen GER neue, schwerere Loks zur Verfügung standen, wurden zwischen 1931 und 1942 insgesamt 25 B12 nach Schottland verlegt. Bei der dort erlaubten, geringen Achslast konnten sie nun schwerere Züge ziehen. Die in England verbliebenen Loks erhielten ab 1932 einen größeren Kessel mit herkömmlicher Feuerbüchse und wurden damit zur B12/3. Da diese Kessel zu schwer für das schottische Netz gewesen wären, erhielten die dortigen Maschinen zwischen 1942 und 1946 einen etwas leichteren Kessel, woraufhin sie als B12/4 bezeichnet wurden.
Während des Zweiten Weltkriegs benötigte man für Lazarettzüge, die auch auf dem europäischen Festland eingesetzt werden sollten geeignete Loks, die über die Westinghouse-Bremse verfügten. Dafür wurde die B12 ausgewählt, die auf Grund ihrer geringen Achslast auch freizügig eingesetzt werden konnte. Bei der Gründung der British Railways waren noch 72 der 81 Exemplare vorhanden. In den Folgejahren wurden nur wenige Maschinen ausgemustert, ihre Stückzahl verringerte sich jedoch in den Jahren 1957 bis 1959 rasant, bis nur noch die 61572 vorhanden war. Sie wurde 1961 ausgemustert und erhalten, so dass sie heute wieder ihre LNER-Nummer 8572 trägt und zur North Norfolk Railway gehört.