Nach dem Ersten Weltkrieg hatte bereits George Churchward eine Schnellzuglok konzipiert, die seine Star class ergänzen und übertreffen sollte. Sie sollte den GWR-Standardkessel Nummer 7 erhalten, der bereits an der 1'D-Eilgüterzuglok der Klasse 4700 Verwendung fand. Dieser Plan konnte jedoch nicht in die Tat umgesetzt werden, da damit die erlaubte Achslast von 20 long tons überschritten worden wäre.
Erst sein Nachfolger Charles Benjamin Collett entwarf in den Zwanzigern die Castle class. Für diese wurde der Standardkessel Nummer 8 entwickelt, der bei gewachsener Größe leichter war und eine größere Rostfläche hatte. Er verjüngte sich nach vorne und verfügte über keinen Dom. Die zugehörige Lok basierte auf der Star class und hatte einen verlängerten Rahmen bei gleichbleibendem Raddurchmesser. Somit konnte die verlängerte Belpaire-Feuerbüchse besser untergebracht werden und außerdem konnte nun ein größeres Führerhaus mit Seitenfenstern verwendet werden. In Anbetracht der größeren Kesselleistung wurde der Durchmesser der vier Zylinder um einen Zoll vergrößert.
Sie lösten die Star class im Einsatz vor den schwereren Schnellzügen ab und konnten dank ihrer 80,5 Zoll großen Räder und der großen Kesselleistung hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten halten. Schon kurz nach ihrer Indienststellung hatten sie von der noch stärkeren King class Konkurrenz bekommen, die aber auf Grund der kleineren Räder nicht so schnell war. Somit wurden die schwersten Schnellzüge von der King class gezogen, während die Castle class die schnelleren Züge bekam, die nicht ganz so schwer waren.
Die Castle class galt zur Zeit ihrer Einführung als leistungsfähigste Schnellzuglok Großbritanniens, obwohl gerade Gresleys A3 bei der LMS größer war und diesen Titel ebenfalls für sich beanspruchte. Bei Vergleichsfahrten im Jahr 1924 konnte die Castle class jedoch in den Bereichen Zugkraft, Durchschnittsgeschwindigkeit und Verbrauch gewinnen. Mit dem nur 180 long tons leichten Cheltenham Flyer konnte 1932 die 77,25 Meilen bzw. 124,3 km lange Strecke mit einem Durchschnitt von 81,68 mph bzw. 131,4 km/h gefahren werden. Dabei erreichte die Höchstgeschwindigkeit 143 km/h.
Über einen langen Zeitraum von 1923 bis 1950 wurden 155 Loks der Castle class neu gebaut. Weitere 16 Exemplare entstanden aus dem Umbau anderer Loks. Darunter war neben einigen Exemplaren der Star class auch die Pacific „The Great Bear”, der kein Erfolg beschieden war und die somit in eine 4-6-0 rückgebaut wurde. Die meisten Maschinen wurden nach Burgen und Schlössern benannt, jedoch mit einigen Ausnahmen.
Die Nummer 5005 „Manorbier Castle” erhielt 1935 eine Stromlinienverkleidung und erreichte damit 161 km/h. Da dies jedoch im Alltag kaum Vorteile brachte, wurde die Verkleidung bald wieder entfernt. Spätere Umbauten an den Serienmaschinen umfassten einen höheren Grad an Überhitzung und teilweise einen Doppelschornstein. Die Nr. 7018 „Drysllwyn Castle” erreichte so 1958 eine Geschwindigkeit von 164 km/h. Heute sind noch acht Stück erhalten, von denen sechs im Lauf der Zeit betriebsbereit waren. 2019 war nur noch eine davon betriebsbereit, während sich vier andere gerade in der Aufarbeitung befanden.