Die Achsfolge 2'B bezeichnet eine Dampflok, bei der es ein vorlaufendes, zweiachsiges Drehgestell und zwei Kuppelachsen gibt. Diese Bauart galt vor allem in den USA über mehrere Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts als Standard für fast alle Arten von Zügen. In unterschiedlichen Ländern wird diese Achsfolge folgendermaßen bezeichnet:
American
UIC: 2'B
Whyte: 4-4-0
Schweiz: 2/4
Frankreich: 220
Türkei: 24
Die erste Lok dieser Bauart entstand 1836 aus der Feder von Henry Roe Campbell für die Philadelphia, Germantown and Norristown Railway. Dazu fügte er bei der Achsfolge 2'A oder 4-2-0 eine zweite Kuppelachse hinzu, die hinter der Feuerbüchse lag. Die beiden Vorlaufachsen lagen hier jedoch nicht in einem Drehgestell, was Probleme bei den Fahreigenschaften verursachte. Dies wurde dadurch verstärkt, dass die beiden Kuppelachsen noch nicht durch einen Ausgleichshebel verbunden waren.
Der Ausgleichshebel wurde 1836 von Joseph Harrison Jr. entwickelt, der dafür sorgte, dass die beiden Kuppelachsen immer gleich stark belastet waren. Das Unternehmen Eastwick and Harrison fertigte 1837 die erste 4-4-0-Lok mit einem Drehgestell. Dies bedeutete nun die UIC-Achsfolge 2'B statt 2B und deutlich bessere Fahreigenschaften.
In den USA setzte sich die 2'B schnell durch, da diese auch auf den kostengünstig verlegten Schienen in Nordamerika gute Laufeigenschaften zeigte. Die zweite Kuppelachse sorgte für ausreichend Zugkraft und die insgesamt vier Achsen konnten auf weniger tragfähigen Schienen eine hohe Zugkraft aufbringen.
In den USA wurden Loks der Achsfolge nicht nur neu gebaut, sondern auch Loks der Achsfolgen 1B und 2'A entsprechend umgebaut. Im Jahr 1872 machten sie dort 85 Prozent des Bestands an Lokomotiven aus. So verwundert es auch nicht, dass diese Achsfolge bereits um diese Zeit herum mit dem Namen „American” versehen wurde. Teilweise ist auch von „Eight-wheeler” oder einfach „Standard” die Rede. Auch in Western-Filmen prägten die reich verzierten Vertreter dieser Achsfolge das Bild der typischen amerikanischen Dampflok.
In Großbritannien verbreitete sich die Achsfolge 2'B zunächst bei Tenderloks, allem voran auf der Breitspur der GWR und angeschlossener Bahnen. Den Anfang machte die Bogie class der GWR mit Satteltank im Jahr 1849 und 1855 folgte die Waverley class als erste Schlepptenderlok. Obwohl die in Großbritannien verbreiteten Innenzylinder bei einem vorlaufenden Drehgestell den konstruktiven Aufwand erhöhten, fertigte man ab 1871 auch die 2'B mit Innenzylindern.
Auch in Südafrika wurde diese Achsfolge vor allem bei Tenderloks angewandt. Es gab jedoch auch kleine Schlepptenderloks, die vor Personenzügen auf Hauptstrecken zum Einsatz kamen. Die meisten 4-4-0 kamen bei der Cape Government Railway zum Einsatz. Ein ungewöhnliches Beispiel ist die Klasse 1 4-4-0, die für eine Personenzuglok für Hauptstrecken außergewöhnlich klein war und zudem nur kleine Kuppelräder hatte. Viele Schlepptenderloks der Achsfolge 2'B waren auch in Australien zu finden.
In Deutschland hatte Preußen nicht nur die größte Anzahl an Lokomotiven überhaupt, sondern auch die größte Zahl von Lokomotiven der Achsfolge 2'B. Von 1890 bis 1913 wurden dort fast 3.500 Lokomotiven dieser Achsfolge für den Einsatz vor Personen- und Schnellzügen gebaut.
Grundsätzlich war bei diesen Loks zu beobachten, dass einzelne Bahngesellschaften gleichzeitig unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Raddurchmessern bestellten, um sie für die jeweiligen Anwendungsbereiche zu optimieren. Die Nr. 999 der New York Central, die ein besonders angepasstes Einzelstück war, soll 1893 bereits mehr als 100 mph oder 161 km/h erreicht haben. In Großbritannien hat die „City of Truro” der Great Western Railway 1904 vermutlich als erste die 100 mph erreicht, obwohl diese eine Serienmaschine ohne besondere Anpassungen war.
In den USA bekam die 4-4-0 im Einsatz vor Güterzügen bereits früh Konkurrenz von der Achsfolge „Mogul” (1'C bzw. 2-6-0), die für eine höhere Zugkraft ausgelegt war. Vor Personenzügen wurde sie um die Jahrhundertwende von anderen Typen verdrängt. Dies waren im Besonderen die „Atlantic” (Achsfolge 2'B1' oder 4-4-2) für die schnellsten Züge und die „Ten-wheeler” (Achsfolge 2'C bzw. 4-6-0) für die schwereren Züge. Einige wurden jedoch bis nach dem Zweiten Weltkrieg in unergeordneten Rollen eingesetzt.
In Europa, wo leichtere Züge die Regel waren, entstanden zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch viele Personen- und Schnellzugloks der Achsfolge 2'B, die die gestiegenen Achslasten ausnutzten. Die britische Southern Railway ließ noch zwischen 1930 und 1935 insgesamt 40 Loks der V-Klasse, auch bekannt als „Schools class” bauen. Diese gelten mit drei Zylindern als die stärksten Loks dieser Achsfolge in Europa und wurden erst zu Anfang der Sechziger ausgemustert.